Hat Ihre „Komfortzone“ tatsächlich etwas mit Komfort zu tun?

Sie kennen das, die sogenannte Komfortzone ist der Bereich, in dem wir uns wohl und sicher fühlen und den wir ungern verlassen.

Aber mal ehrlich, wie komfortabel ist diese Komfortzone wirklich?

Komfort hat etwas mit Bequemlichkeit zu tun – klar. Wikipedia gibt noch eine ergänzende Erklärung: „Komfort lässt sich allgemein auch als Abwesenheit von Diskomfort, also als Abwesenheit von auffälligen unangenehmen Empfindungen definieren.“

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Wie bequem ist meine Komfortzone eigentlich?

Und die Komfortzone? Da, so sollte man meinen, herrscht Bequemlichkeit und Risikofreiheit. In Wahrheit ist es in der sogenannten Komfortzone nicht immer bequem oder risikofrei. Vielmehr ist es eher ein Bereich, den wir kennen und den wir vielleicht einschätzen bzw. von dem wir meinen ihn kontrollieren zu können. Aber gemütlich oder schön ist es da sicher nicht immer.

Denken wir mal an das Beispiel von Friedel, er arbeitet seit 15 Jahren im selben Job. Ja, es ist bequem alle Handgriffe zu kennen und alle Situationen kontrollieren zu können. Aber ein Ort zum echten Wohlfühlen ist es für ihn gerade nicht, denn es gibt keine Weiterentwicklung, sondern Stillstand, oft Langeweile. Um das zu ändern könnte Friedel seine Komfortzone der langjährigen Tätigkeit verlassen und sich einen Arbeitsplatz mit neuen Herausforderungen suchen.

Das ist möglicherweise zunächst anstrengend und erfordert Mut. Aber am Ende kann es mehr Chancen und Zufriedenheit schaffen. Friedel wächst mit der neuen Aufgabe.

Oder nehmen wir das Beispiel von Gunda. Seit ihrem Renteneintritt kann sie es sich richtig gut gehen lassen mit lange ausschlafen und langsam in den Tag starten. Das ist schön und bequem. Aber irgendwann kommt ein Punkt, an dem fragt sich Gunda: und das war es jetzt? Sie verlässt ihre vermeintlich bequeme Komfortzone und engagiert sich ehrenamtlich oder startet ein Seniorenstudium.

Die neuen Herausforderungen sind nicht leicht zu finden und anzunehmen. Sie erfährt in ihrer Lernzone, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört und ihr Wissen sehr gefragt ist – das hatte sie sich zunächst gar nicht vorstellen können.

Das Beispiel von Alex und Miri: Das Paar schweigt sich an nach monatelangen Streitereien. Keiner ändert etwas – soll doch der andere erst mal… und schon macht es sich jeder in seiner Komfortzone in der Opferrolle „gemütlich“.

Bis einer einen neuen Schritt macht, die Komfortzone verlässt und sich auf die Suche begibt nach einer neuen Art der Kommunikation. Ein Schritt zu einer neuen Entwicklung. Beide können damit wachsen und ihrer Beziehung einen neuen Sinn geben.

Ab und zu sollten wir unsere Komfortzone verlassen, uns ein wenig stretchen, in der Lernzone neue Erfahrungen machen und uns spannenden Herausforderungen stellen, neue Dinge erleben – der Veränderung eine Chance geben und damit zu (innerem) Wachstum kommen. Am Ende des Prozesses steht wahrscheinlich mehr Zufriedenheit über das Erreichte oder mehr Selbstbewusstsein wegen der Annahme der Herausforderung.

Raus aus der Komfortzone - aber wie?

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Wie können wir am besten den ersten Schritt machen? – denn der wird bekanntlich der schwerste sein.

Würdigung der Komfortzone

Schauen Sie sich um in Ihrer Komfortzone:  Was schätzen Sie an ihr. Würdigen Sie diese guten Aspekte und auch die Bequemlichkeiten, denn eine Zeit lang war es gut, wie es war.

Nehmen Sie wahr, was Ihnen in Ihrer Komfortzone gefällt – vielleicht können Sie das ja behalten. Nehmen Sie dann wahr, was Ihnen nicht gefällt – was möchten Sie gerne verändern? Wie könnte die neue Komfortzone aussehen – haben Sie dazu schon eine Vorstellung? Malen Sie sich die neue Situation gerne wie Bild aus.

Ziele formulieren

Was würden Sie gerne loslassen oder verändern und was haben Sie idealerweise am Ende des Prozesses erreicht; wie werden Sie sich fühlen? Formulieren Sie für sich das Ziel.

Welche Zwischenschritte können Sie wagen? Ist ein kleines Ziel erreicht, so gibt das neuen Mut und Schwung für die nächsten Schritte. Riskieren Sie einen Blick auf das, was vielleicht passieren könnte – ist das wirklich so schlimm? Wie könnten Sie Hindernisse überwinden?

Wer oder was kann Sie auf Ihrem Weg unterstützen?

Die ersten Schritte erscheinen Ihnen zu schwer? Es sit in Ordnung um Hilfe zu bitten oder Unterstützung zu suchen. Vielleicht gibt es Gleichgesinnte, die auf einem ähnlichen Weg sind. Kenne Sie Menschen, die einen vergleichbaren Weg schon einmal gegangen sind und ihre Erfahrungen teilen?

Befragen Sie sich auch selber: wie haben Sie bisher ähnliche Herausforderungen gemeistert? Sie können auf diese Erfahrungen zurückgreifen. Es wird Ihnen wieder gelingen.

Ein Schritt nach dem anderen

Muten Sie sich am Anfang nicht zu viel zu. Gehen Sie ruhig kleine Schritte und nehmen Sie die Veränderungen wahr. Gehen Sie dann vielleicht größere oder schnellere Schritte; so wie es für Sie passt. Gehen Sie immer einen Schritt nach dem anderen. Sie bestimmen Ihre Schritte.

Fehler gehören zum Leben dazu

Möglicherweise gelingt nicht alles sofort so, wie Sie es sich vorgestellt haben – das kann passieren. Sie dürfen es sich erlauben, Fehler zu machen. Denn Sie haben sich nach Vorne gewagt, raus aus der Komfortzone bereit zu Lernen und  für persönliches Wachstum. Aus allem, was nicht gut läuft, können Sie lernen und als Erfahrungen mit nehmen.

Von Berthold Brecht stammt der Spruch: „Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren“. Da ist etwas Wahres dran.

Wie sieht Ihre Komfortzone aus? Wann haben Sie zuletzt etwas gemacht, was Sie noch nie gemacht haben oder schon immer mal tun wollten?

Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar dazu.

Bildnachweis: pixabay

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation verändern möchten und für Frauen, die ihre Lebensmitte zu ihren besten Jahren machen wollen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

1 Gedanke zu „Hat Ihre „Komfortzone“ tatsächlich etwas mit Komfort zu tun?“

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