Was ist nonverbale Kommunikation und warum ist sie wichtig? 6 Tipps für das Kommunizieren ohne Worte

 „Das wichtigste an Kommunikation ist, zu hören, was nicht gesagt wird.“ So hat Peter Drucker es ausgedrückt. Die verbale Kommunikation, also unsere gesprochenen Worte, stehen häufig in der Betrachtung im Vordergrund. Die nonverbale Kommunikation aber spielt eine ebenso entscheidende Rolle dabei, effektiv zu kommunizieren und tiefergehende Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen.

Die nonverbale Kommunikation umfasst eine breite Palette an Ausdrucksformen – von Körpersprache, Gestik und Mimik bis hin zu Augenkontakt, Stille und sogar dem Raum, den wir zwischen uns und anderen lassen. Diese stummen Signale können Zustimmung, Unbehagen, Freude, Täuschung etc. signalisieren, oft lange bevor ein Wort gesprochen wird. Ein guter Grund genauer darauf zuschauen, was nonverbale Kommunikation ist und wie wir sie in unserem Sinne einsetzen können.

Inhalt

Was ist nonverbale Kommunikation?

Nonverbale Kommunikation umfasst all das, was wir ohne Worte ausdrücken – sei es durch unsere Gestik, Mimik, Körperhaltung oder sogar durch die Art, wie wir den Raum um uns eingrenzen. Die nonverbale Kommunikation scheint auf den ersten Blick eine untergeordnete Rolle zu spielen, aber das täuscht.

Genau genommen, kennen wir alle die Bedeutung des ersten Eindrucks, die Wirkung von Augenverdrehen und leuchtenden oder tränenden Augen. Gefühle und Botschaften jenseits der gesprochenen Sprache sind nicht zu unterschätzen. Es geht also um Informationen ohne den Gebrauch von Worten.

Unsere nonverbale Kommunikation unterstützt unsere gesprochenen Worte, z.B. durch Gesten; oder sie kann Sprache ersetzen, z.B. Augenrollen des Teenagers. Sie gibt Auskunft über unsere inneren Zustände, bzw. unser inneres Erleben der Situation und wird oft unbewusst ausgedrückt.

Daher kann es sein, dass wir vielleicht entspannte und lockere Worte sprechen, aber gleichzeitig unsere Hände kneten, das Gesicht verspannt ist und wir hektisch atmen. Das gesprochene Wort passt also nicht zur Körpersprache; diese Inkongruenz kann zu Zweifel, Misstrauen und Ablehnung führen.

Umgekehrt weckt ein ehrliches Lächeln, strahlende Augen und offene Körperhaltung Vertrauen.

Bedeutung nonverbaler Kommunikation

Die nonverbale Kommunikation ist wichtig, weil sie verbale Aussagen begleitet, verstärkt oder als unaufrichtig entlarven kann. Denn nicht nur das gesprochene Wort bleibt uns nach einer Begegnung im Sinn, sondern auch, welches Gefühl wir dabei hatten oder welchen Gesamteindruck wir mitnehmen. Dies bezieht sich bewusst und unbewusst auf die nonverbale Kommunikation.

Nonverbale Kommunikation ermöglicht es uns auch, in Situationen effektiv zu kommunizieren, in denen Worte unangemessen oder überflüssig sind. Durch das Nonverbale vermitteln wir Empathie, Zustimmung und Verständnis, ohne etwas sagen zu müssen; Gleiches gilt für Ablehnung, Desinteresse, Wut etc.

Wer kennt nicht die Situation im Urlaub. Wir stehen beim Bäcker, es fehlen die richtigen Vokabeln, aber mit Hilfe von freundlichem Lächeln, Gesten und Deuten schaffen wir es, unseren Einkauf zu tätigen.

Ohne nonverbale Kommunikation wäre unser Ausdrucksvermögen stark eingeschränkt, und viele Feinheiten menschlicher Interaktionen würden verloren gehen. Sie ist eine universelle Sprache, die es ermöglicht, Verbindung zu schaffen, selbst wenn verbale Sprachen versagen.

Nonverbale Signale in der Kommunikation

Die nonverbale Kommunikation spielt in unseren täglichen Aktionen eine wichtige Rolle und erfüllt unterschiedliche Funktionen. Sie ist immer als Gesamteindruck zu werten. Ein Lächeln allein, zum Beispiel, drückt noch lange keine Freude aus, kann aber durchaus den Zweck der Höflichkeit und Annäherung erfüllen.

Ergänzung zu verbaler Kommunikation

Nonverbale Hinweise können das, was wir verbal sagen unterstützen und verstärken. Ein Kopfnicken bedeutet Zustimmung; eine einladende Geste unterstreicht „Nimm Platz“; das Deuten in eine Richtung unterstützt die Wegbeschreibung.

Ersetzen verbaler Kommunikation

Das Winken zur Begrüßung oder ein Kopfschütteln für „nein“ können Worte ersetzen. Um Missverständnisse zu vermeiden, muss jedoch über die Bedeutung der nonverbalen Signale Einigkeit herrschen.

Ausdruck von Emotionen

Mit nonverbalen Signalen wie Mimik, Körperhaltung und Gestik drücken wir unsere Emotionen aus wie Wut (geballte Faust), Trauer (Tränen), Freude (Lachen), Verwirrung (Mund und Augen auf), Angst (Zurückweichen), Scham (Blick zu Boden), Neugier (offene Körperhaltung).

Deeskalation oder Konfliktverschärfung

Unsere Körpersprache kann dazu beitragen, Spannungen zu mildern (offene Gesten, ein Lächeln) oder zu verschärfen (Fäuste heben, verzerrtes Gesicht).

Nähe und Vertrauen schaffen oder Grenzen ziehen

Nicht erst seit Corona ist uns bewusst, dass es einen persönlichen Raum um uns gibt, den wir nicht mit jedem teilen möchten. Menschen, die wir mögen, lassen wir näher an uns heran; sie berühren oder umarmen wir.

Anders sieht es aus, wenn unangenehme Menschen uns sprichwörtlich zu nahekommen. Hier weichen wir zurück, vielleicht heben wir auch schützend die Hände und betonen die Grenze unseres persönlichen Raums.

Ausdruck der Persönlichkeit und Zugehörigkeit zu Gruppen

Die Art, wie Menschen sich nonverbal präsentieren durch Kleidung (FanShirt, Motorradkutte, berufl. Uniform), Frisur, Körperschmuck (Tattoos, Piercings) kann viel über die persönliche Identität oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ausgesagen. Sie können auch als Zeichen für kulturelle Identität, Status und Macht stehen; auch eine Form, sich nonverbal auszudrücken.

Wir können anhand dieser ausgewählten Funktionen sehen, wie komplex und vielschichtig nonverbale Kommunikation ist. Auch sie lässt genau wie die verbale Kommunikation Interpretationsmöglichkeiten zu. Ein Beispiel: Tränen sind ein Ausdruck von Emotionen, aber bedeuten sie Freude, Trauer, Erleichterung, Wut, Schmerz oder Angst?

6 Tipps und Hinweise für die Kommunikation ohne Worte

1. Bewusstsein für nonverbale Kommunikation schaffen

Wir sollten die nonverbalen Signale der anderen wahrnehmen und auf unsere eigenen besonders achten. Das erfordert Übung und auch ein gewisses Verständnis für die Feinheiten menschlicher Ausdrucksformen. Vieles passiert unbewusst und unwillkürlich. Um unsere Ausdruckkraft zu erhöhen, können wir unsere Fähigkeiten durch bewussten Einsatz der Techniken verbessern.

Geschulte Sprecher finden nicht zuletzt wegen ihrer besonderen nonverbalen Kommunikation begeisterte Zuhörer, das kennen wir aus eigener Erfahrung

2. Augenkontakt

Augenkontakt kann Vertrauen aufbauen und zeigen, dass wir interessiert sind. Wie so oft geht aus auch hier um das richtige Maß. Zu wenig Blickkontakt gilt als Desinteresse, vielleicht als feige; zu viel kann als aggressiv und distanzlos empfunden werden

3.Körperhaltung

Schon Charlie Brown (Peanuts) wusste, dass ein hängender Kopf auf depressive Stimmung hinweist. Mit aufrechter Haltung und erhobenen Kopf wird man sich besser fühlen.

Damit wir uns richtig verstehen: Auch schlechte Laune hat ihre Berechtigung und dann dürfen wir uns auch hängen lassen. Die Frage ist eben, wofür wir stehen wollen oder was wir zeigen möchten.

Verschränkte Arme und Beine können für Ablehnung und Unsicherheit stehen. Wohingegen eine offene und zugewandte Körperhaltung Neugier und Bereitschaft zum Dialog ausdrücken kann.  

Manchmal muss man, um mit jemandem auf Augenhöhe sprechen zu können, die Körperhaltung verändern. Zum Beispiel, wenn wir mit Kindern sprechen. Dann gehen wir in die Hocke, um Augenhöhe zu erreichen.

4. Mimik

Unser Gesichtsausdruck zeigt unsere Emotionen am deutlichsten. Ein authentisches Lächeln kann Vorbehalten abbauen, Vertrauen stärken und eine positive Beziehung fördern.

Gerade auch für unsere Mimik gilt, dass sie authentisch bleibt und zu dem gesprochen Wort passt, sonst können Irritationen entstehen.  

Stellen Sie sich vor, Sie müssen eine Rede halten und es fällt Ihnen schwer, fröhlich zu grinsen. Es besteht vielleicht die Möglichkeit, Ihre Anspannung anzusprechen, indem Sie sagen: „Dieser Vortrag ist für mich aufregend, weil ich etwas wichtiges zu sagen habe …“. solche Sätze können helfen, die Anspannung zu reduzieren und werden häufig wohlwollend aufgenommen.

5. Gestik

Gesten können das gesprochen Wort unterstreichen und helfen, die Botschaft dadurch noch klarer zu kommunizieren. Dabei sollten wir nicht übertreiben, denn natürliche Bewegungen wirken am besten.

Exkurs: Nonverbale Kommunikation in der digitalen Welt äußert sich oft subtiler, doch sie prägt entscheidend die Art und Weise, wie wir miteinander interagieren. Emojis und Memes haben sich als Werkzeuge etabliert, um Stimmungen und Nuancen zu vermitteln, die in reinem Text verloren gehen würden. Auch hier zeigt sich, wie wichtig diese nonverbalen Signale für unsere Kommunikation sind.

6. Gelten die „Prinzipien der nonverbalen Kommunikation“ überall in gleichem Maße?

Damit wir die Prinzipien der nonverbalen Kommunikation ohne Missverständnisse und allzu viele Interpretationen anwenden können, muss Einigkeit herrschen über die Bedeutung nonverbaler Kommunikation.

Ein Beispiel: Blickkontakt steht in Deutschland für Aufmerksamkeit und Interesse. In asiatischen Ländern hingegen, wird der direkte Blickkontakt häufig vermieden und gilt als unhöflich.

Hier ist also die Herausforderung, im Punkt 1 schon dargestellt, das eigene Bewusstsein zu schärfen: Welche Art der nonverbalen Kommunikation ist üblich in meinem Umfeld und wie könnten meine nonverbalen Signale wahrgenommen werden?

Fazit

Wir kommunizieren immer. Egal, ob wir Worte nutzen oder ob wir nur nonverbal kommunizieren.

Nonverbale Kommunikation umfasst eine Vielzahl von Ausdrucksformen wie Gestik, Mimik, oder Körperhaltung und ist damit sehr vielfältig und auch sehr komplex.

Die nonverbale Kommunikation stößt dann an ihre Grenzen, wenn keine Einigkeit herrscht über die Bedeutung der Signale, denn dann wird es unweigerlich zu Missverständnissen kommen.

Während gesprochene Worte mit ihrer Lautstärke oft die Gespräche beherrschen, spielen die leisen Töne der nonverbalen Signale eine gleichsam kraftvolle Rolle in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Nonverbale Kommunikation unterstreicht, widerspricht oder verstärkt die gesprochenen Worte und offenbart oft die wahre Geschichte hinter dem gesprochenen Dialog.

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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