In der Lebensmitte kennen viele Frauen das Gefühl, in einer Phase der Veränderung und des Umbruchs zu stecken. Der Beruf, die Kinder, oft auch die Partnerschaft verändern sich, ganz zu schweigen von den körperlichen Veränderungen, die wir erleben. In dieser Phase des Wechsels und des Wandels stellen wir uns vielleicht immer öfter die Frage: Wer bin ich eigentlich und was will ich?
Um sich selbst besser zu verstehen, Verständnis für sich selbst aufzubringen und die Zeit des Wechsels wahrzunehmen und sich entsprechend neu zu orientieren, hilft es, das eigenen Leben in Form einer Selbstreflexion zu betrachten.
Inhalt
Was ist Selbstreflexion?
Selbstreflexion bedeutet, dass wir mit uns selbst ins Gespräch kommen und über uns selbst nachdenken. Wir reflektieren über unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir sprechen wertschätzend und liebevoll mit uns selbst. Dadurch erhalten wir ein tieferes Verständnis für unsere Anliegen. Wir befragen uns im SELBST-Gespräch nach unseren Motiven, Mustern und Überzeugungen, um uns über unsere Bedürfnisse und Werte klar zu werden. Diese kleine oder auch größere „Reise ins Ich“ dient der Selbsterkenntnis und unterstützt unsere persönliche Entwicklung.
Innere Klarheit und Stärke durch Selbstreflexion
Die Lebensmitte kann eine Zeit des Umbruchs mit neuen Herausforderungen sein, in der wir manchmal das Gefühle haben, in einer Sackgasse zu stecken und richtungslos zu sein. Dann kann Selbstreflexion uns helfen, die typischen Veränderungen (Kinder verlassen das Nest, die berufliche Karriere stagniert, Beziehungen verändern sich etc.) anzunehmen und nötige Klarheit bezüglich unserer Werte und Bedürfnisse zu erlangen und (neue) Perspektiven zu gewinnen.
Durch Selbstreflexion erhalten wir:
- Tiefere Verbindung mit uns selbst
Durch die Selbstreflexion erlangen wir die wertvolle Verbindung zu uns selbst. Wir sprechen mit uns, nehmen uns für uns Zeit und achten in ganz besonderer Weise auf uns, sodass wir (wieder) in Verbindung mit uns selbst kommen. Wir erkennen, wie wertvoll, einzigartig und liebenswert wir sind.
- Klarheit
Durch Selbstreflexion können wir Klarheit über unsere Werte, Bedürfnisse, Prioritäten und Ziele gewinnen. Dies kann dazu beitragen, dass wir Entscheidungen treffen und Ziele erreichen, die mit unseren inneren Überzeugungen und Wünschen übereinstimmen, so dass wir für uns einstehen können.
- Selbstbewusstsein
Wir stärken unser Selbstbewusstsein, indem wir uns durch die Reflexion unsere Stärken und Schwächen bewusst machen. Unsere Schwächen können wir annehmen bzw. ggfs. versuchen zu überwinden und auf jeden Fall unsere Stärken stärken. Durch das Wissen um unsere persönlichen Fähigkeiten können wir unsere Selbstwahrnehmung verbessern und Selbstvertrauen aufbauen. Wir sind uns unserer selbst bewusst und können für uns handeln.
- Selbstakzeptanz
Im Laufe des Prozesses können wir lernen, uns selbst zu akzeptieren und zu lieben, einschließlich unserer Fehler und Unvollkommenheiten. Wir sind okay, so unperfekt, wie wir sind. Dies wird dazu beitragen, unser Selbstwertgefühl zu steigern und eine positive Einstellung gegenüber uns selbst und auch anderen gegenüber zu entwickeln.
- Verbesserte Beziehungen
Durch die Selbstreflexion machen wir uns unsere Bedürfnisse und damit auch unsere Grenzen bewusst. Wir können lernen, diese nach außen effektiv zu kommunizieren und somit bereichernde Beziehungen zu festigen bzw. gute Beziehungen aufzubauen.
- Persönliches Wachstum
All die genannten Aspekte werden dazu beitragen, unser persönliches Wachstum zu fördern. Wir reflektieren, machen neue Erfahrungen, nutzen Lernmöglichkeiten und entwickeln Verständnis für uns und andere. Veränderung in die von uns gewünschte Richtung wird möglich.
Wir sehen: Diese „Reise ins Ich“ durch die Selbstreflexion kann die berühmte Midlife-Crisis überflüssig machen!
Wie können wir nun dieses liebevolle SELBST-Gespräch, diese Selbstreflexion konkret umsetzen? Dazu im nächsten Kapitel einige Gedanken.
Selbstreflexion durch ein wertschätzendes und liebevolles Selbst-Gespräch
Wertschätzendes und liebevolles Selbst-Gespräch-was ist das?
Wir führen ein wertschätzendes und liebevolles Selbst-Gespräch, wenn wir mit uns selbst in einem herzlichen und wohlwollenden Ton sprechen. Wir nehmen unsere Gedanken und Gefühle ernst, akzeptieren diese und verurteilen sie nicht. Wir verherrlichen uns nicht selbst, sondern entwickeln eine aufrichtige und liebevolle Haltung uns selbst gegenüber.
Ein Date mit uns selbst: So gelingt das wertschätzende und liebevolle Selbst-Gespräch
1. Nehmen Sie sich Zeit
Planen Sie ausreichend Zeit und Raum ein, um sich Ihr wertschätzendes Selbstgespräch vorzubereiten. Sie können dies zum Beispiel tun, indem Sie ein ruhiges und entspanntes Umfeld schaffen, in dem Sie sich wohl fühlen, vielleicht mit einer Tasse heißem Getränk oder schöner Musik.
2. Schreiben Sie Ihre Erkenntnisse auf
Vielleicht möchten Sie dazu ein besonderes Notiz– oder Tagebuch nutzen, um Ihre Selbstreflexion und Ihre Entwicklung besser verfolgen zu können. Notieren Sie alles, was für Sie wichtig ist oder was einfach mal auf Papier festgehalten werden darf.
3. Seien Sie achtsam
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen, wenn Sie sich selbst reflektieren oder ein wertschätzendes Selbstgespräch führen. Versuchen Sie, sich auf den Moment zu konzentrieren und achtsam zu sein.
4. Seien Sie wertschätzend und liebevoll
Sprechen Sie auch bei unangenehmen Gedanken, Gefühlen stets wohlwollend mit sich selbst. Sie haben Wertschätzung und Anerkennung verdient. Verurteilen Sie sich nicht. Nehmen Sie wahr, was ist und wie es ist.
5. Stellen Sie sich unterstützende Fragen
Stellen Sie sich Fragen, die dazu beitragen, Ihre Selbstreflexion oder Ihr wertschätzendes Selbstgespräch zu leiten. Befragen Sie sich durchaus wohlwollend, aber stellen Sie sich auch kritischen oder unangenehmen Fragen. Sie können sich zum Beispiel fragen:
- Lebensbereiche: in welchen Lebensbereichen (Familie, Partnerschaft, Freunde, Beruf etc) bin ich zufrieden und glücklich? Was gibt mir Kraft? Was raubt mir Energie und was möchte ich verändern?
- Wofür bin ich dankbar? Was ist in meinem Leben von besonderer Bedeutung für mich?
- Werte/Bedürfnisse: Was brauch ich? Was ist mir wichtig? Worauf lege ich besonderen Wert? Was fühle ich, wenn meine Bedürfnisse erfüllt sind, was wenn sie nicht erfüllt werden?
- Ziele: Welche Ziele oder Prioritäten habe ich für die nahe oder ferne Zukunft? Habe ich Träume und Visionen? Bin ich auf dem Weg, den ich früher einmal geplant habe? Ist es noch der richtige Weg? Welches schöne Vorhaben habe ich für die nahe Zukunft geplant?
- Stärken/Schwächen: Was kann ich besonders gut? Was möchte ich gerne besser können? Welche meiner Talente kenne ich aus früheren Tagen und wie nutzen sie mir heute? Gestatte ich mir selbst Stärken und Schwächen?
- Welche Sorgen möchte ich loslassen können? Was macht mir Angst? Wann erlebe ich mich selbst mutig?
- Was schätze ich an mir selbst ganz besonders? Wie stehe ich zu mir selbst? Was treibt mich im positiven Sinn an?
- Feedback: Bin ich perfektionistisch veranlagt? Dient mir das oder schränkt es mich ein? Wie reagiere ich auf Bemerkungen meiner Umwelt? Ist unperfekt nicht doch perfekt genug für mich?
- Beziehungen: Welche Art von Beziehungen habe ich zu anderen Menschen? Welche Beziehungen bereichern mein Leben? Welche Beziehungen fühlen sich für mich nicht gut an? Was wünsche ich mir? Was möchte ich gerne aussprechen/ansprechen? Welche Grenzen würde ich gerne ziehen?
- Veränderung erwünscht? In welchem Bereich möchte ich mich gerne Verändern? Was möchte ich gerne lernen/ausprobieren/weiterentwickeln? Wer oder was inspiriert mich?
- Welche Schritte bin ich bereit zu gehen, um eine gewünschte Veränderung auch tatsächlich zu erreichen?
6. Offenheit
Seien Sie offen für neue Erkenntnisse und Perspektiven. Geben Sie sich selbst die Chance in Ihrem Selbst-Gespräch zu bisher unbeachteten Ideen zu kommen oder neue ungewohnte Einsichten zu gewinnen. Vielleicht sehen Sie bisher unbekannte Muster oder Glaubenssätze, die Ihnen heute hinderlich sind. Nehmen Sie diese bewusst wahr und überlegen Sie, was Sie davon loslassen möchten.
7. Routine
Führen Sie regelmäßig Selbst-Gespräche: Lassen Sie die Selbstreflexion zur Routine werden. Gönnen Sie sich diese Form der Auszeit, um durch regelmäßige Selbstreflexion Ihre innere Balance und Zufriedenheit zu fördern.
Resümee
Die Lebensmitte kann für uns Frauen eine Zeit der Unsicherheit, des Zweifels und der Veränderung sein. In dieser Phase kann die bewusste Selbstreflexion durch liebevolle Selbstgespräche für uns eine kraftvolle Methode sein, um eine tiefere Verbindung zu uns selbst aufzubauen. Indem wir uns bewusst mit unseren Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen auseinandersetzen, können wir alte Muster und Glaubenssätze erkennen loslassen und uns auf unsere Stärken und Ressourcen konzentrieren.
Selbstreflexion kann uns dabei helfen, unsere Bedürfnisse und Wünsche besser zu verstehen und uns selbst gegenüber freundlicher und liebevoller zu sein. Indem wir uns selbst wertschätzen und achten, können wir unser Selbstbewusstsein und unser Selbstvertrauen stärken und eine positive Grundhaltung gegenüber uns selbst und anderen entwickeln. Durch die Kraft des wertschätzenden Selbstgesprächs können wir uns auf unsere individuellen Ziele und Träume konzentrieren, was zu einem erfüllteren und glücklicheren Leben beitragen kann.“
Nutzen Sie das wertschätzende Selbstgespräch zur Reflexion? Schreiben Sie mir gerne, auch wenn Sie Fragen dazu haben.
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Ulla Sieburg-Gräff
*Coachin für alle, die ihre Art der Kommunikation verändern und Streitigkeiten lösen möchten sowie für alle, denen Entscheidungen schwer fallen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.