Was ist Konfliktcoaching und wer profitiert von dieser Art der Konfliktlösung?

Wann haben Sie sich zuletzt gestritten? Schön war das sicher nicht, aber vermutlich konnten Sie schnell Ihren Streit wieder beenden.

Konflikte sind ein normaler Bestandteil unseres sozialen Lebens. Wenn Menschen zusammenkommen, treffen unterschiedliche Bedürfnisse, Interessen und Meinungen aufeinander. Obwohl wir das alle kennen, können wir doch hin und wieder nicht gut damit umgehen und es entstehen Spannungen, Stress, Unbehagen, Wut, Angst oder Frust.

So oft hören wir: Konflikte seien toll und Konflikte böten Chancen. Nach Beendigung des Streits können wir dem sicherlich so manches Mal zustimmen, weil Gefühle ausgesprochen wurden und Angelegenheiten klargestellt oder geregelt werden konnten. Aber mitten in einer Streitphase sehen wir das oft nicht so locker; wir wünschen uns schnellstmöglich eine Lösung.

Inhalt

Was ist ein Konflikt?

In einer Konfliktsituation prallen sich widersprechende Interessen, Wünsche, Bedürfnisse, Meinungen oder Werte aufeinander. Es gibt verschiedene Arten von Konflikten je nach Kontext, Ursache oder Auswirkung.

Einige Beispiele:

Interpersonelle Konflikte: Konflikte unterschiedlicher Art zwischen zwei oder mehr Personen.

Gruppenkonflikte: Soziale Gruppen oder feste Teams haben Konflikte entweder untereinander (Interpersonelle Konflikte) oder es besteht zwischen verschiedenen Gruppen ein Konflikt.

Beziehungskonflikt: Hierbei geht es um Streitigkeiten zwischen Menschen in partnerschaftlicher Beziehung. Diese Konflikte sind geprägt durch eine hohe Emotionalität.

Sachkonflikte: Diese Konflikte entstehen, wenn gegensätzliche Ansichten auf Sachebene bestehen.

Wertekonflikt: Zwei (oder mehrere) Konfliktbeteiligte haben gegensätzliche Werte.

Interkultureller Konflikte: Kulturelle Unterschiede führen zu Differenzen.

Zielkonflikt: Die Beteiligten haben unterschiedliche Vorstellungen über ein Ergebnis oder Ziel, das erreicht werden soll.

Verteilungskonflikt: Menschen fühlen sich ungleich behandelt, zum Beispiel bei der Verteilung der Ressourcen oder Güter.

Intrapersonelle Konflikte: Dies sind innere Konflikte einer Person, die widersprüchliche Wünsche, Interessen und Bedürfnisse hat.

Eskalationsstufen von Konflikten

Die meisten Meinungsverschiedenheiten können wir glücklicherweise schnell im Gespräch klären. Andere Streitereien steigern sich immer weiter, bis man manchmal gar nicht mehr weiß, was der eigentliche Auslöser war. Dann ist es schwer entspannt miteinander umzugehen.

Nach Friedrich Glasl unterscheidet man 9 mögliche Eskalationsstufen von Konflikten. Dieses Modell beschreibt die Entwicklungsstufen eines Konfliktes beginnend mit „Verhärtung“ über „Bedrohung“ bis hin zu „Gemeinsam in den Abgrund“. 

Die Interventionsmöglichkeiten unterscheiden sich danach, auf welcher Eskalationsstufe der Konflikt angesiedelt ist; je nachdem z.B. ob der Konflikt selbständig auf der Sachebene und damit vergleichsweise einfach zu klären ist, oder ob Hilfe von außen (Coaching, Mediation, Moderation) nötig ist. Ich gehe an dieser Stelle nicht näher darauf ein.

Was ist Konfliktcoaching?

Im Konflikt-Coaching werden Menschen bei belastenden und komplexen Streitigkeiten durch einen Coach professionell unterstützt. Die Beteiligten analysieren dabei ihr Konfliktverhalten, erarbeiten Strategien zur Konfliktbewältigung und finden Lösungswege für akute Konflikte.

Der Coach achtet auf einen funktionierenden und vertrauensvollen Prozess, in dem die Beteiligten sich auf Augenhöhe begegnen. Ziel ist es, dass die Konfliktbeteiligten ins Gespräch kommen, einander zuhören und verstehen und daraus eigenverantwortlich eine Lösung entwickeln.

Konflikt-Coaching ist geeignet für alle Kontexte, z.B.: Familie, Beruf, Freunde, Nachbarn, Verein.

Schritte im Konfliktcoaching

  1. Erkennen und Akzeptieren: Der erste Schritt zur Konfliktbeilegung liegt im Eingeständnis, dass ein Konflikt vorliegt. Im Coaching wird auch ein Blick darauf geworfen, wie hoch der Leidensdruck der Beteiligten ist und auf welcher Eskalationsstufe der Streit angesiedelt ist. Hier entscheidet sich auch, ob der Wille besteht, etwas im eigenen Verhalten zu verändern und eine Lösung anzustreben.
  2. Bedürfnisse und Interessen: Im Konfliktcoaching geht es nicht um die Schuldfrage oder „wer hat angefangen“. Denn das ist oft nicht mehr festzustellen und bringt die Beteiligten der Lösung nicht näher. Es geht vielmehr um Gefühle, Bedürfnisse und Interessen sowie um Verstehen und Verstandenwerden.
  3. Offene und klare Kommunikation: Während des Coachingprozesses können alle Beteiligten ihre Standpunkte und Motive darlegen. Dazu ist offene und klare Kommunikation nötig; der Coach schafft im Prozess dazu den entsprechenden vertrauensvollen Rahmen.
  4. Lösungssuche: Der Coach unterstützt die Konfliktparteien mit geeigneten Interventionen, damit diese eigenverantwortlich ihre Lösung finden können.
  5. Umsetzung: Die Beteiligten finden Möglichkeiten, um die Lösung gemeinsam umzusetzen.

Konfliktcoaching bei intrapersonellen Konflikten

Intrapersonelle Konflikte, also innere Konflikte einer Person, sind klassische Coaching-Anlässe. Zum Beispiel Midlife-Crisis oder bei der Schwierigkeit Entscheidungen treffen zu können: bleibe ich in der Beziehung oder trenne ich mich; Kündige ich den sicheren Job oder wage ich einen Stellenwechsel.

Dabei erarbeitet der Klient oder die Klientin mit Unterstützung des Coachs ihr bzw. sein Ziel, aktiviert die eigenen Ressourcen und entwickelt Bewältigungsstrategien.

Konfliktcoaching bei interpersonellen Konflikten

Der Streit zwischen zwei oder mehr Personen gibt es zwei unterschiedliche Arten des Coachings:

Konfliktcoaching mit einer Person

Bei einem Einzelcoaching einer Person, die einen Konflikt mit einer oder mehreren anderen Personen hat, betrachtet der Klient bzw. die Klientin gemeinsam mit dem Coach die Situation ohne Beteiligung der anderen Konfliktpartei. Die Konfliktpartei ist möglicherweise nicht zu einem Gespräch, Coaching oder einer Mediation bereit ist oder die Klientin bzw. der Klient möchte (zunächst) allein mit einem Coach den Konflikt bearbeiten.  

Die Klientin oder der Klient analysiert sein eigenes Konfliktverhalten und betrachtet das Konflikt-System, zum Beispiel mit Hilfe der Systemvisualisierung. Sie finden heraus, welches Ergebnis sie erreichen möchten. Sie werden sich klar über ihre Gefühle und Bedürfnisse.

Je nach Bedarf, werden Ressourcen aktiviert (Selbstvertrauen, Mut, Kommunikationsstärken etc). Der Klient bzw. die Klientin findet mit Unterstützung des Coachs und eigenverantwortlich eine Lösung für den Umgang mit der Situation. Es werden Strategien erarbeitet und schwierige Gespräche vorbereitet

Der Streit selbst ist dadurch noch nicht unbedingt beigelegt; jedoch wird sich die Haltung und Einstellung zu dem Konflikt verändern und die Situation für den Klienten bzw. den Klienten erhellen und vereinfachen.

Konfliktcoaching mit mehreren Personen

Wenn die Konflikt-Parteien gemeinsam ein Coaching in Anspruch nehmen, wird zu Beginn des Prozesses geklärt, was das gemeinsame Ziel der Beteiligten in diesem Coaching-Prozess ist.

Kurz gesagt: Dabei sollte nicht die Schuldfrage, sondern die Erarbeitung einer einvernehmlichen Lösung im Vordergrund stehen. Der Coach unterstützt die Beteiligten, um Verstehen und Verständnis untereinander zu ermöglichen. Voraussetzung ist Eigenverantwortung der Beteiligten und der Wille, eine Lösung zur Streitbeilegung zu finden. Es kommen die oben dargestellten Schritte im Konfliktcoaching zur Anwendung.

Konfliktcoaching bei Teamkonflikten

Ein Teamkonflikt bezieht sich auf Spannungen, Meinungsverschiedenheiten oder Unstimmigkeiten zwischen Mitgliedern eines Teams, die das reibungslose Zusammenarbeiten des Teams beeinträchtigen können.

Diese Konflikte können auf unterschiedlichen Ebenen auftreten, sei es aufgrund von persönlichen Differenzen, unterschiedlichen Arbeitsstilen, unklaren Rollenverteilungen, kulturellem Hintergrunde, differierenden Werten, Kommunikationsproblemen oder unterschiedlichen Zielen, Motivationen und Interessen.

Jedes Team ist individuell, jedoch ist das wichtigste Ziel eines Konfliktcoachings im Team, die Handlungsfähigkeit des Teams zu stabilisieren oder wiederherzustellen.

Der Coach agiert als Vermittler, Unterstützer und Impulsgeber, um das Team bei der Entwicklung von effektiven Lösungen zu unterstützen und nachhaltige Veränderungen zu fördern.

Es werden die oben dargestellten Schritte des Konfliktcoachings angewandt. Das Team betrachtet gemeinsam mit dem Coach den Konflikt und das Konfliktverhalten im Team und legt fest, welches Ziel dieses Konfliktcoaching hat. Jedes Teammitglied erhält die Gelegenheit, seinen Standpunkt darzustellen und seine Gefühle mitzuteilen. Es geht um gegenseitiges Verstehen und Verständnis.

Im Laufe des Prozesses werden Strategien zur Konfliktbewältigung betrachtet und Lösungen entwickelt. Besonders wird dabei auf eine gelingende Kommunikation im Team geachtet.

Für wen ist Konfliktcoaching geeignet?

Konfliktcoaching ist für alle geeignet, die bereit sind, Verantwortung für ihre Konflikte zu übernehmen, und die erkennen, dass zur Lösung von Konflikten Veränderungen bei allen nötig sind und den Konflikt auch tatsächlich lösen wollen.

Es ist am besten, wenn alle Konfliktbeteiligten an dem Coachingprozess teilnehmen. Wie oben dargestellt ist aber auch ein Konfliktcoaching nur mit einer der beteiligten Personen möglich.

Was ist Mediation?

Konfliktcoaching ist nicht gleich Mediation, wenngleich viele Elemente in beiden Verfahren die gleichen sind.

Mediation (lateinisch Vermittlung) ist ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven und einvernehmlichen Beilegung eines Konfliktes. Eine Mediatorin/ein Mediator ist eine unabhängige und neutrale Person, die die Parteien durch die Mediation führt. Sie ist es im Gegensatz zum Coaching in einem Gesetz (Mediationsgesetz)  ausdrücklich geregelt.

Ich bin zertifizierte Mediatorin und kann Sie auch hierbei unterstützen. Informieren Sie sich gerne hier oder lesen Sie weitere Blogartikel dazu.

Wer profitiert vom Konfliktcoaching?

Vom Konfliktcoaching profitieren alle, die sich auf die Bearbeitung des Konfliktes einlassen, aktiv an der Lösungsfindung mitwirken und Verantwortung für ihr Tun übernehmen.

Die Beteiligten kommen ins Gespräch und können dadurch so vieles gewinnen, denn vorher war nur der Streit.

Das Coaching bringt:  

  • Klarheit
  • Verstehen und Verstandenwerden
  • Möglichkeiten der Veränderungen
  • Neue Perspektiven
  • Reduktion des Stresslevels
  • Frische Energie für andere Dinge
  • Persönliches Wachstum durch Aktivierung der eigenen Ressourcen
  • Konfliktbewältigungsstrategien für kommende Situationen

Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie mehr über Konfliktcoaching oder meine Arbeitsweise erfahren möchten. Wir können dabei auch klären, ob ein Konliktcoaching oder eine Mediation für Sie der richtige Weg ist.

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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