Was sind Glaubenssätze und wozu sind sie gut?

„Du solltest mal an Deinen Glaubenssätzen arbeiten“, sagt Gise zu Lora. Lora und Gise sitzen an einem späten Nachmittag zusammen und trinken Cappuccinos im Café. Es tut so gut, endlich mal zur Ruhe zu kommen. Loras Arbeitstag war, wie leider so oft, sehr unbefriedigend gewesen und sie fragt sich, wie es sein kann, dass ihr Chef immer nur auf ihr rumhackt.

Sie hat die gleiche Ausbildung wie ihr Chef, macht die ganze Arbeit und fühlt sich doch immer so klein in seiner Nähe. „Mir ist das alles zu viel“, erzählt sie ihrer Freundin Gise. „Sobald mein Chef den Raum betritt, weiß ich nicht, was sich sagen soll. Ich bin so blöd. Ich glaub ich brauche mal wieder eine Fortbildung, die Präsentation gestern war auch nicht grad der Burner.“

Ihre Freundin Gise guckt sie ungläubig an. „Wie kommst Du denn auf die Idee. Du bist top ausgebildet, ich bewundere dein Wissen. Dein Chef ist ein Idiot, wenn er nicht weiß, was er an Dir hat und Du, Du solltest mal deinen Glaubenssätzen arbeiten“.

Der Begriff der Glaubenssätze begegnet uns immer wieder. Meist geht es dabei um schlechte Angewohnheiten oder ein negatives Selbstbild. Was sind denn nun Glaubenssätze und können sie auch für etwas gut sein?

Inhalt

Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze – manchmal auf Beliefs genannt – sind unsere tief in uns sitzenden Ansichten, Einstellungen und Überzeugungen über uns selbst, über andere Menschen und/oder unsere Umwelt. Sie sind unsere unbewusste Lebensregeln.

Glaubenssätze sind entstanden aus unseren Erlebnissen, Gesprächen und Erfahrungen und welche Bedeutung wir diesen geben.

Dabei handelt es sich etwa um pauschale Verallgemeinerungen wie z. B, Blondinen und Ostfriesen sind dumm. Auch Verallgemeinerungen über unsere Welt wie z.B. „Das Leben ist kein Ponyhof“ sind uns allen bekannt

Es können aber auch Regeln sein, die unser Handeln lenken z.B. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Sie sind häufig ein Denken über uns selbst, z.B. „Ich werde nie Nähen lernen“. „Ich tauge nicht zur Führungskraft“. „Ich kann kein Mathe“. „Ich bin eine tolle Sportlerin“. Ein häufig vorkommender Glaubenssatz ist: „Ich bin nicht gut genug“.

Viele Glaubenssätze sind uns nicht bewusst und beeinflussen uns doch sehr stark in unserem Leben.

Wir können nicht alles wissen und alles immer wieder neu überdenken, daher sind Glaubenssätze auch hilfreich, um die Geschehnisse um uns herum einordnen zu können.

Zum Beispiel: Das neue Handy geht kaputt; „das muss ein Montagsprodukt sein“ oder „typisch Marke xy“. Sie können Ordnung und Struktur geben mit Aussagen wie: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ oder „ohne Fleiß keinen Preis“.

Die Aussagen derartiger Glaubenssätze sind weder wahr noch falsch oder gar beweisbar. Es ist eine Meinung, die wir uns gebildet haben, vielleicht aufgrund von Referenzerfahrungen.

Diese Erfahrungen stammen oft bereits aus der Kindheit, z.B. nicht ins Gespräch der Erwachsenen zu plappern, dann gab es Schimpfe. Wir wissen von früher vielleicht auch für Erfolg muss man oft etwas mehrfach probieren, etwa bis der Handstand klappt oder Klavierspielen. Als wir Kinder waren, urteilten vielleicht Erwachsene über uns mit Aussagen über unsere Mathefähigkeiten oder unser sportliches Können. Lob gab es mitunter nur für Perfektion.

Oder wir haben erfahren dürfen, dass unsere Eltern uns vertrauen und uns etwas zutrauen, sodass wir auch im Erwachsenenalter ein gesundes Selbstvertrauen haben. All unsere Erfahrungen prägen unsere Einstellungen.

Diese Summe an Glaubenssätzen macht unser Selbstbild aus und spiegelt sich in unserem Verhalten wider. Dabei gibt es positive und negative Glaubenssätze. Es gibt nicht per se richtige und falsche oder gute und schlechte Glaubenssätze. Jeder hat sein eigens Bündel an Glaubenssätze und bei jedem wirken sie anders.

Es kommt darauf an, ob unsere Glaubenssätze uns guttun und unterstützen oder hemmen und einschränken.

Wozu sind Glaubenssätze gut?

Wieso haben wir also Glaubenssätze? Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung waren sie uns nützlich, um Geschehnisse, Gehörtes, Gedanken einordnen und entsprechend handeln zu können. Zu diesem Zeitpunkt geben Sie uns Struktur und Orientierung und helfen uns unbewusst bestimmte Lebenssituationen zu bewältigen. Sie geben uns eine Art Lebensregeln.

Manche Glaubenssätze erfüllen diesen Zweck ein Leben lang. Manche Glaubenssätze schränken uns im Laufe unseres Lebens ein, dann können wir sie verändern.

Hinderliche oder negative Glaubenssätze

Negative Glaubenssätze sind hinderliche oder hemmende Glaubenssätze. Sie bieten uns Regeln, die uns früher einmal sehr nützlich waren z. B. wenn wir denken, wir könnten etwas nicht. Dieser Gedanke war vielleicht einmal hilfreich und sinnvoll, um uns vor andauerndem Misserfolg zu schützen. Etwa weil ein Lehrer in der Schule über unser Zahlenverständnis urteilte. Aber auch dieses Urteil war nur eine Meinung.

Wir sind heute erwachsen und dürfen diesen Glaubenssatz hinter uns lassen. Wir konnten vielleicht nicht die Schulmathematik des damaligen Lehrers, aber die Buchhaltung unseres Betriebes geht uns leicht von der Hand.

Negative Glaubenssätze bremsen uns aus, sie begrenzen uns und können zu Selbstzweifeln führen. Vorhaben und Veränderungen werden aufgrund unserer Glaubenssätze nicht angegangen oder wir trauen uns Dinge nicht zu, z.B. unsere Meinung zu vertreten. Die Auswirkungen sind so individuell, wie so mancher Glaubenssatz.

Typische negative Glaubenssätze sind:

  • Ich bin nicht gut genug
  • XY lerne ich nie
  • Ich bin zu blöd
  • Ich bin lästig
  • Ich bin zu dick
  • Ich verdiene keine Aufmerksamkeit
  • Dafür bin ich zu alt
  • Das hat alles keinen Zweck

Die Sache mit den negativen Glaubenssätzen ist im Übrigen sehr individuell. Ein Mensch, der orientierungslos durchs Leben stolperte und den Fokus verloren hat, freut sich möglicherweise über den Satz „erst die Pflicht, dann das Ausruhen“, weil dieser Satz ihm Struktur gibt und hilft die Prioritäten für ihn sinnvoll zu setzen. Für eine Managerin mit Burnoutsyndrom wäre dies ein sehr hinderlicher Glaubenssatz, weil die Priorität auf der Gesundheit liegen sollte.

Die Kategorisierung, ob ein Glaubenssatz positiv oder negativ ist, erfolgt also danach, inwiefern der Glaubenssatz dem eigenen Leben dienlich ist oder hinderlich.

Nützliche oder positive Glaubenssätze

Es gibt auf der anderen Seite positive Glaubenssätze, die uns in unserem Leben heute sehr nützlich sind.

Auch diese Glaubenssätze tragen wir zum großen Teil schon seit unserer Kindheit in uns, wie etwa „Kinder sind das Glück der Welt“ oder „ich kann vertrauen und Vertrauen schenken“.

Positive Glaubenssätze stärken uns, machen mutig, frei und glücklich und dadurch erfolgreicher in den Dingen, die uns wichtig sind. Sie geben Leichtigkeit und nützliche Orientierung.

Typische positive Glaubenssätze sind

  • Ich bin liebenswert
  • Ich kann alles erreichen
  • Für das Leben bin ich nie zu alt
  • Auf Regen folgt Sonnenschein
  • Leben und leben lassen
  • Ich bin einzigartig
  • Was ich mir vornehme, schaffe ich
  • Die Mitte des Lebens ist ein wunderbarer Ort
  • Ich kann mir vertrauen

Überwindung hinderlicher Glaubenssätze und Etablieren nützlicher Glaubenssätze

Wir haben also gesehen: Wir alle haben Glaubenssätze, positive wie negative. Manche bestärken uns in unserem Tun, andere schränken uns ein.

Führen negative Glaubenssätze dazu, dass sie uns in unserem Leben einengen und für uns ein Leidensdruck entsteht, dann ist es an der Zeit, sich mit diesen Einstellungen und deren Wirkungen zu beschäftigen.

Hinderliche Glaubenssätze können abgeschwächt oder gelöst und ersetzt werden durch fördernde positive Glaubenssätze.

Kreislauf der Glaubenssätze

Dazu wollen wir uns noch einmal klar machen, wie der Kreislauf der Glaubenssätze funktioniert, bevor wir ihn durchbrechen können. 

Aufgrund einer Referenzerfahrung entsteht ein negativer Glaubenssatz. Diesen haben wir fortan in unserem Unterbewusstsein, das wiederum unser Verhalten steuert. Dadurch werden wir wieder die begrenzende Erfahrung machen, also eine neue Referenzerfahrung, die den Glaubenssatz stärkt und in unserem Unterbewusstsein verankert wird und so weiter.

Ein Beispiel: Lisa wollte in der Kindheit zum Ballettuntereicht.  Ihre Eltern hatten wenig Sinn dafür und sie musste sich eigenständig das Geld durch einen Schülerjob verdienen und auch sonst alles selbst organisieren. Sie machte die Erfahrung: Wenn ihr etwas wichtig ist, muss sie sich selbst darum kümmern.

Ihr Glaubenssatz war „Verlass dich auf andere und du bist verlassen“. Damals hat ihr dieser Glaubenssatz geholfen, ihr Hobby leben zu können. Heute möchte sie gerne Unterstützung von ihrer Familie im Haushalt. Ihr Unbewusstes denkt aber, wenn ich etwas will, muss ich es selbst machen. Also: will ich einen ordentlichen Haushalt, muss ich es allein machen. Folglich denkt die Familie, wir können es so oder so nicht recht machen, also lassen wir das. Lisa macht erneut die Erfahrung, wenn sie sich auf die anderen verlassen würde, würde das mit dem ordentliche Haushalt nicht funktionieren. Sie macht weiterhin alles allein.

Hinderliche Glaubenssätze auflösen in 4 Schritten

  1. Den hinderlichen Glaubenssatz identifizieren: der wichtige erste Schritt ist gar nicht einfach, da unsere Glaubenssätze aus dem Unterbewusstsein agieren, uns also nicht bewusst sind.
  2. Würdigen, dass der Glaubenssatz früher einmal sehr dienlich war für unser Leben! Welchen Vorteil hat er uns damals gebracht?
  3. Hinterfragen des Glaubenssatzes: Welchen Wahrheitsgehalt hat er heute noch? Gilt der Glaubenssatz wirklich immer? Was wäre anders, wenn es den Glaubenssatz nicht gäbe?

Einen neuen Glaubenssatz einsetzen

4. Ersetzen des alten Glaubenssatzes durch einen neuen positiven: dies ist noch einmal ein schwieriger Part. Denn der neue Glaubenssatz muss für uns glaubwürdig sein und nicht nur eine sture Affirmation, die vielleicht nicht zu uns passt. Was würden wir tun, wenn wir nicht den negativen Glaubenssatz hätten? Welcher erste kleine Schritt könnte uns helfen? 

Neue Glaubenssätze kann man ebenfalls durch postive, wohltuende Referenzerfahrungen finden.

Manche Glaubenssätze lassen sich schnell auflösen, oft schon allein, dadurch, dass sie uns bewusst werden. Andere tiefsitzende Glaubenssätze halten sich hartnäckig. Hier dürfen wir geduldig sein und kleine Schritte gehen. Es kann helfen, externe Unterstützung, z.B. ein Coaching in Anspruch zu nehmen.

Fazit

Wir alle haben Glaubenssätze. Manche schränken uns ein, andere helfen uns. Glaubenssätze können uns Struktur geben und sind oft eine Art Leitlinie für unser Leben.

Positive Glaubenssätze machen uns das Leben leichter und glücklicher.

Hinderlichen Glaubenssätze können gewandelt werden in positive. Die Entscheidung etwas ändern zu wollen, liegt bei uns. Die Änderung mancher hartnäckigen Glaubenssätze ist schwierig, aber es lohnt sich.

Welchen Glaubenssatz würden Sie gerne für sich ändern? Schreiben Sie mir gerne.

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen und in Umbruchphasen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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