Kennen Sie das auch: schon wieder ein hitziges Gespräch zwischen Eltern und Teenager, das alle belastet? In jeder Familie gibt es Zeiten der Spannung oder gar Streitigkeiten, besonders wenn Teenager im Haus sind.
Die Teenager-Jahre sind oft geprägt von emotionalen Achterbahnfahrten, Selbstfindungsprozessen und dem Streben nach Unabhängigkeit. Eine Herausforderung für Jugendliche und Eltern. Ein Ansatz, um diese anspruchsvolle Zeit gemeinsam zu gestalten, ist die wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen können Eltern viel erreichen.
Inhalt
Herausforderungen der Teenagerjahre
Wir wollen doch nur das Beste für unsere Kinder. Wieso aber funktionieren bisherige Gegebenheiten oder Gewohnheiten innerhalb der Familie nicht mehr? Manchmal ist da dieses Gefühl gar nicht miteinander zu sprechen, sondern aneinander vorbei.
Um auf Augenhöhe kommunizieren zu können, ist es nötig, die emotionalen und kognitiven Veränderungen, die Teenager durchleben, anzuerkennen und zu verstehen. Die körperlichen, emotionalen und geistigen Veränderungen sind in dieser Zeit enorm: Chaos im Kopf also.
Die Jugendlich entwickeln ihre sozialen Fähigkeiten und experimentieren mit verschiedenen Rollen in ihren Peer-Gruppen (Freunde, Klasse, Verein etc.) und in der Familie. Diese Suche nach Zugehörigkeit und Akzeptanz kann emotionale Schwankungen verursachen, die sich in ihrem Verhalten widerspiegeln.
Zusätzlich erleben viele Teenager einen zunehmenden Druck durch die Anforderungen in der Schule, durch soziale Medien und die Erwartungen der Gesellschaft und der Eltern, was zu Stress und Unsicherheit führen kann.
Dieser Lebensabschnitt ist wichtig für der Heranwachsenden für die Entwicklung von Selbstwertgefühl und persönlicher Identität. Jugendliche, die das Gefühl haben, respektiert, unterstützt und verstanden zu werden, entwickeln eher ein gesundes Selbstbild und Resilienz gegenüber den Herausforderungen, auf die sie in ihrem Leben treffen werden.
Verständnis und Respekt
Ein erster Schritt für eine wirkungsvolle Kommunikation auf Augenhöhe ist das gegenseitige Verständnis.
Jugendlich kommunizieren anders als ihre Eltern. Sie nutzen eine eigene Sprache, die auch von Abkürzungen, eigenen Ausdrücken und Symbolen geprägt ist, um ihre eigene Identität auszudrücken und Zugehörigkeit zu signalisieren. Dieser Unterschied kann zu Missverständnissen führen, wenn nicht beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen und den Kommunikationsstil des anderen zu respektieren und zu verstehen.
Wir Erwachsene sollten hier als Vorbild voran gehen. Die Teenager brauchen Verständnis und Sicherheit, sich frei entwickeln und äußern zu können.
Kommunikation auf Augenhöhe
Auf Augenhöhe zu kommunizieren bedeutet, dass alle gleichwertige Gesprächspartner sind. Eltern müssen dazu die Meinungen, Gedanken und Gefühle der Jugendlichen ernst nehmen und sie als gleichwertig betrachten, anstatt von einer übergeordneten Position aus zu sprechen.
In einer Atmosphäre von Sicherheit und Vertrauen dürfen alle, Eltern wie Teenager, offen und ehrlich sprechen.
Für einen echten Dialog müssen alle Beteiligte bereit sein, offen in das Gespräch zu gehen und den Standpunkt der/des anderen anzuerkennen und auch den eigenen Standpunkt zu hinterfragen.
Auf Augenhöhe zu kommunizieren, bedeutet dabei nicht, dass Eltern ihre Autorität aufgeben oder alle Regeln außer Kraft gesetzt werden. Es geht darum die Gefühle und Bedürfnisse der Teenager anzuerkennen und respektieren, sodass die Teenager sich geliebt, gesehen und wertgeschätzt fühlen.
10 Tipps für gelingende Kommunikation mit Teenagern auf Augenhöhe
1. Bewusstes Zu- und Hinhören
Bewusstes Zu- und Hinhören bedeutet, aufmerksam auf die Worte des Teenagers zu achten. Das beinhaltet auch körperliche Signale wie Augenkontakt, Nicken oder gelegentliche verbale Bestätigung.
Hin-hören bedeutet, zuhören, um zu verstehen, nicht um eine Antwort und der Antwort will zu geben.
Empathisch und wertschätzend nachzufragen vermeidet Missverständnisse und zeigt tieferes Interesse, z.B. durch Fragen wie „Kannst du mir mehr darüber erzählen?“ oder „Wie ging es Dir in diesem Moment?“, „Wie denkst du jetzt darüber?“ oder „was brauchst du für eine Entscheidung?“
2. Offenheit für andere Meinungen
Aufgabe der Eltern ist es, den Teenager einen sicheren und vertrauensvollen Rahmen innerhalb der Familie zu geben.
Hier dürfen alle ihre Meinungen äußern, auch wenn es Unterschiede gibt. Wir können den Jugendlichen zeigen, dass wir deren Sichtweise wertschätzen. Phrasen wie „Das ist doch Blödsinn“, lassen ein Gespräch schnell beenden und werden nicht zu einem Dialog führen.
3. Klarheit statt Vorträge
Langatmige Monologe oder gar Vorhaltungen lassen Teenager schnell abschalten.
Wir erreichen mehr, wenn unsere Beiträge kurz und präzise bleiben und eine sog. Zwei-Wege-Kommunikation ermöglichen mit wechselseitigem Redeanteil. Vertiefende Fragen regen den Austausch an, anstatt nur eigenen Ansichten zu präsentieren. Klare Aussagen beugen Missverständnissen vor.
4. Ehrlichkeit
Wenn wir über unsere eigenen Erfahrungen und Gefühle sprechen, können wir zeigen, dass auch Erwachsene Herausforderungen haben und Fehler machen.
Dies kann Teenager ermutigen, auch offen und ehrlich zu sein. Wir sprechen dabei in sogenannten Ich-Botschaften und unterlassen Schuldzuweisungen oder Vorwürfe.
5. Vorbild sein
Wir als Eltern können mit gutem Beispiel vorangehen und wertschätzende kommunizieren, auch wenn wir nicht immer eine angemessene Antwort erhalten. Wir bleiben trotzdem unserer Linie treu und begegnen den Teenagern wertschätzend und empathisch. So können sie von uns lernen.
Unsere Meinungen gehen auseinander? Das sollte kein Problem sein. Alle Meinung sind wertvoll.Wir sprechen respektvoll offene oder unverständliche Aspekte an. Zur Lösung von Konflikten müssen alle Beteiligten zu Bewegung bereit sein und zumindest einen Kompromiss anstreben. In einer Familie ist vieles ein gesundes Geben und Nehmen. Was können wir dem Teenager zur Konfliktklärung anbieten?
6. Geduld zeigen
Auch beim Thema Geduld sollten wir Vorbild sein. Viele Teenager leben in einem Auf- und Ab der Gefühle und im Kopf herrscht Chaos; Fehler scheinen da vorprogrammiert.
Wir können geduldig und gelassen darauf reagieren. Das bedeutet auch ein Thema mehrfach anzusprechen und zu diskutieren. Es bedeutet nicht, zurückzustecken, sondern, einen langen Atem für Erklärungen, Aushalten und Verständnis zu haben.
7. Grenzen setzen mit Erklärungen
Regeln und Grenzen sind wichtig, schließlich tragen wir die Verantwortung für minderjährige Teenager und wir nehmen unseren Erziehungsauftrag ernst.
Wir alle können Regeln leichter befolgen, wenn wir ihren Sinn verstehen. Den Teenagern geht es nicht anders. Wir erklären den Jugendlichen dazu geduldig (auch mehrfach) und sachlich, warum wir eine bestimmte Regel setzen. Dabei ist der Spruch „Solange deine Füße unter meinen Tisch…“ usw. – Sie wissen, was ich meine – niemals zielführend und entspricht auch nicht einem Dialog auf Augenhöhe. Der Hinweis auf die eigene Sorge hilft vermutlich mehr.
Eltern sollten auch auf die Argumente der Teenager schauen und vertrauensvoll gemeinsam Abmachungen vereinbaren. Dabei sollten sowohl die Regeln als auch die Konsequenzen vertrauensvoll, realistisch und fair vereinbart werden.
8. Im Gespräch bleiben
Manchmal kann ein Gespräch ganz schön hitzig werden. Wir können es den Teenagern vormachen und ruhig bleiben. Wird es gar zu heftig, so ist es vielleicht besser, das Gespräch zu vertagen: „Ich merke gerade, wir verrennen uns. Ich würde gerne in Ruhe noch einmal nachdenken. Können wir in einer Stunde (Tag) noch einmal sprechen? Was meinst Du?“
Manchmal ist es auch hilfreich kurz zu schweigen, z.B., um die Gedanken zu sortieren und Gehörtes zu verarbeiten. Niemals aber sollten wir zur Bestrafung oder aus Trotz schweigen; dieser Weg wird nicht zielführend sein.
Vielleicht könnte auch ein gemeinsamer Spaziergang zu neuen Sichtweisen führen.
9. Schwierige Gespräche beginnen
Die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg gibt uns einen guten Leitfaden, wie wir schwierige Gespräche führen können
- Wir schildern eine Beobachtung ohne Bewertung
- Wir sprechen über unsere Gefühle
- Wir benennen unser Bedürfnis
- Wir äußern eine Bitte (keine Forderung!)
Beispiel 1: Gestern bist Du eine Stunde nach der vereinbarten Zeit nach Hause gekommen. Ich war in Sorge, weil es mir wichtig ist, dass du sicher nach Hause kommst. Lass uns bitte darüber sprechen, wie es das nächste Mal anders organisiert werden kann, damit du pünktlich bist.
Beispiel 2: laut Plan warst Du gestern dran, die Spülmaschine auszuräumen. Ich war irritiert und verärgert, weil es mir wichtig ist, dass alle sich an die Vereinbarungen halten. Lass uns bitte darüber sprechen, wie wir alle den gemeinsam erstellten Plan einhalten könne
10. Konflikte konstruktiv nutzen
Streitigkeiten sind nicht nur negativ zu betrachten, sie können auch die Gelegenheit bieten, Klarheit zu schaffen und Beziehungen zu stärken.
Dazu sollten wir mit dem Teenager gemeinsam das eigentliche Problem identifizieren und Nebensächlichkeiten aus dem Fokus nehmen. Wir können gemeinsam an einer Lösung arbeiten.
Jede Meinung zählt und Kompromisse sind auf beiden Seiten nötig. Gemeinsame Entscheidungen werden das Selbstbewusstsein und auch das Verantwortungsbewusstsein (nicht nur) bei dem Teenager stärken.
Fazit: Gespräche zwischen Eltern und Teenagern können gelingen!
Gespräche mit Teenagern können recht anstrengend und herausfordernd sein. Sie können aber durch eine bewusste, respektvolle und geduldige Kommunikation seitens der Eltern erfolgreich bewältigt werden.
Eine offene, verständnis- sowie vertrauensvolle und auf Augenhöhe basierende Kommunikationsweise wird die Beziehung zwischen Eltern und Teenagern fördern.
Eltern sollten die Jugendlichen als gleichwertige Partner im Dialog sehen und deren Meinungen und Gefühle ernst nehmen. Die vorgestellten Tipps sind nicht nur hilfreiche Werkzeuge, um Konflikte zu minimieren, sondern fördern auch ein tiefes gegenseitiges Verständnis und Vertrauen. Dadurch wird eine familiäre Atmosphäre geschaffen, in der sich Jugendliche respektiert und wertgeschätzt fühlen, was essenziell für ihre Entwicklung zu selbstbewussten und resilienten Erwachsenen ist.
Mehr Dialog und weniger Konflikt ist der Weg für eine vertrauensvolle und starke Eltern-Kind-Beziehung während der oft turbulenten Teenagerjahre.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht in Gesprächen mit Teenagern? Wünschen Sie Untersützung, um ihre Art der Kommunikation mit Ihren jugendlichen Kindern zu verbessern? Melden Sie sich gerne und wir schauen, wie ich Ihnen helfen kann.
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