12 Tipps für konstruktive Konfliktlösung in der Partnerschaft

Ein Wort gibt das andere, wohlmöglich Geschrei, Türenknallen. Es bleibt Frust, Wut, aber leider keine Lösung.

Konflikte sind normal. Dinge müssen besprochen werden und Themen müssen geregelt werden. Es kommt dabei auf das „Wie“ an. Wertschätzung und Vertrauen sollten auf jeden Fall gegeben sein.

In Partnerschaften muss das Ziel nicht sein, Streitigkeiten zu vermeiden, sondern zu lernen diese konstruktiv zu lösen. Somit können Konflikte sogar dazu beitragen, die Bindung zu verstärken und gemeinsam zu wachsen.

Inhalt

Wir Menschen sind alle, wie wir sind einzigartig in unseren Gedanken, Gefühlen, Bedürfnissen, Verhaltensweisen, Werten, Wünschen oder Erfahrungen. Diese Vielfalt macht unsere Freundschaften, Beziehungen und Partnerschaften interessant. Gleichzeitig bietet genau das aber auch das Potential für Missverständnisse und Konflikte.

Wir können viel dafür tun, dass wir auch im Streit wertschätzend miteinander umgehen und den Fokus auf eine Lösung legen. Konfliktlösung ist immer möglich.

1. Der Ursache des Konfliktes Raum geben

Es lohnt sich ein Blick auf die mögliche Ursache des Streits, ohne jedoch das Problem zu betonen, sondern um eine adäquate Lösung zu finden.

Zuweilen sind die scheinbar offensichtlichen Gründe für einen Konflikt nur vorgeschobene Symptome für ein tieferliegendes Problem oder umfangreicheres Thema. Denken wir nur an die berühmte Zahnpastatube. Ist sie wirklich das Streitobjekt oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

Bei Streitigkeiten geht es in der Regel um Bedürfnisse, die nicht erfüllt wurden oder widersprechende Strategien zur Bedürfnisbefriedigung. Beispiel: Zwei Menschen haben das gleiche Bedürfnis, nämlich nach Entspannung. Die eine Person jedoch findet Entspannung im Klavierspielen, die andere Person im Meditieren. Trifft beides sprichwörtlich in einem Raum zusammen, kann es zu Streitigkeiten kommen.

Ein Austausch der Partnerinnen und Partner über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle ist daher essenziell.

2. Kommunikation als Basis jeder Beziehung

Wertschätzende Kommunikation ist die Basis einer starken Partnerschaft. Gelingende Kommunikation ermöglicht es, Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken, schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und ist die Grundlage, um Verständnis und Empathie aufzubauen. (siehe auch 9 typische Kommunikationsfehler, die wir vermeiden sollten).

Es ist also bedeutsam, dass wir „miteinander im Gespräch bleiben“. Unser Gegenüber kann nicht erahnen oder gar wissen, was wir denken, fühlen, brauchen oder wünschen. Wir müssen darüber sprechen. Umgekehrt gilt dies natürlich ebenso.

Im Gespräch gilt es u.a.,

  • Hinhören und Zuhören (siehe Punkt 3)
  • Klare Aussagen formulieren
  • Schuldzuweisungen unterlassen
  • Annahmen und Urteile vermeiden
  • Ausreden lassen
  • Empathische Sprache
  • Ich-Botschaften formulieren
  • Nichtverbale Signale berücksichtigen (z.B. Tonfall, Blickkontakt, Körperhaltung)
  • Keine Verallgemeinerung wie: immer, nie, ständig,
  • Gesprächspausen aushalten

Diese Punkte helfen zu vermeiden, den Partner oder die Partnerin in die Defensive zu drängen, Schuld zuzuweisen oder den Fokus von den eigentlichen Problemen abzulenken. Vielmehr können alle Beteiligten auf Augenhöhe und wertschätzend miteinander ins Gespräch kommen.

3. Genau Hin-hören und aktiv Zu-hören

In jedem Gespräch sollten wir genau hin-hören, was unser Gegenüber zu sagen hat.

Beim aktiven Zuhören haben wir eine offene Grundhaltung. Wir fassen das Gehörte zusammen und Fragen bei Unklarheiten nach. Wir nehmen die Aussagen und Gefühle empathisch war. Dadurch zeigen wir unserem Gesprächspartner oder unserer Gesprächspartnerin, dass wir sie, ihre Gefühle und Perspektiven achten.

Es geht zuerst um das Verstehen des bzw. der anderen und im zweiten natürlich auch, um das Verstanden werden durch den bzw. die andere.

4. Wertschätzung und Respekt

Wertschätzender und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein.

Es ist wichtig und wohltuend ein Umfeld zu haben, indem sich beide Parteien sicher und wertgeschätzt fühlen, um offen und ehrlich kommunizieren zu können.

Abwertende Kommentare oder pauschale Kritik sind nicht zielführend.

Respektvoll miteinander umzugehen, bedeutet auch, anzuerkennen, dass wir unterschiedliche Meinungen haben. Unsere jeweiligen Einschätzungen, Gedanken und Gefühle sind alle gleichermaßen wichtig.

Wir können auch in einem Streit aussprechen, was wir an unserem Partner oder unserer Partnerin schätzen und was wir gerade positiv wahrnehmen. Das kann die Spannung reduzieren und Verständnis fördern. 

Wir wissen: Verstehen heißt nicht, einverstanden zu sein, zum Beispiel bei gegensätzlichen Ansichten. Die Wahrung einer Haltung von Wertschätzung und Respekt stärkt die Beziehung und fördert eine konstruktive Konfliktlösung.

5. Emotionale Selbstregulation

Dank der emotionale Selbstregulierung können wir in hitzigen Diskussionen und Konflikten „einen kühlen Kopf bewahren“- wie man so schön salopp sagt

Es beginnt mit der Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu erkennen und zu verstehen, bevor sie die Oberhand gewinnen.

Dies hilft, klare Gedanken zu fassen und eine Eskalation zu vermeiden. Wir können das erreichen, indem wir zum Beispiel erst einmal tief durchatmen und uns erden, bevor wir im Streit schnell reagieren. Es ist auch in Ordnung, um etwas Zeit zum Nachdenken zu bitten und um die Gedanken und Emotionen zu sortieren.

Eine solche Selbstregulierung ermöglicht es uns, auf konstruktive Weise zu kommunizieren, wodurch Lösungen einfacher gefunden werden können und Streitigkeiten gar nicht erst hochgeschraubt werden.

6. Perspektivwechsel

Es lohnt sich, zwischendurch einen Perspektivwechsel zu wagen und den Sachverhalt mit den Augen der Partnerin oder des Partners zu sehen. 

Fragen wir uns dabei: „Wie würde ich fühlen, denken und handeln, wenn ich in ihrer/seiner Position wäre?“ Vielleicht fällt es uns schwer und wir müssen erst über unseren eigenen Schatten springen. Wir verlieren unsere eigenen Bedürfnisse dabei nicht aus den Augen; vielmehr versuchen wir zusätzlich die Seite der/des anderen zu verstehen.

Der Perspektivwechsel fördert die gegenseitige Empathie und kann zu neuen Einsichten und anderen Lösungsmöglichkeiten führen.

7. Unterschiede anerkennen

Jeder Mensch bringt seine Persönlichkeit, seine eigenen Erfahrungen und Werte in eine Beziehung ein, was zu Differenzen führen kann. Anstatt diese Unterschiede als Hindernis zu sehen, können wir sie als eine Bereicherung der Partnerschaft annehmen.

Partnerschaft bedeutet keinesfalls einer Meinung zu müssen oder dass immer Einigkeit herrscht. Vielfalt macht die Beziehung interessant und bunt. Wenn wir immer wieder mit Empathie und Wertschätzung zusammenfinden, so wird die Partnerschaft daran wachsen.

8. Grenzen setzen und akzeptieren

Das Setzen und Akzeptieren von Grenzen sind essenziell für eine gesunde Beziehung.

Die klare Kommunikation von Grenzen reduziert Missverständnisse und schafft einen Rahmen, in dem alle sich sicher und wohlfühlen können; denn Konflikte entstehen auch, wenn Grenzen gewollt oder ungewollt überschritten werden.

Dazu müssen wir unsere persönlichen Grenzen selbst verstehen und sie unserer Partnerin bzw. unserem Partner gegenüber auf eine klare und einfühlsame Weise ausdrücken.

Es ist ebenso wichtig, die Grenzen unserer Partnerin bzw. unseres Partners zu erkennen und zu respektieren, selbst wenn sie von unseren eigenen abweichen.

9. Wille zur Einigung

In einer Partnerschaft gibt es ein Geben und ein Nehmen. Dazu gehört es auch nicht den eigenen Willen blind durchzusetzen. Die Bereitschaft sich zu einigen zeigt, dass die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlergehen wichtiger sind als ein „individueller Sieg“.

Der Wille zur Einigung bedeutet, offen für alle Bedürfnisse und Perspektiven zu sein und gemeinsam eine nachhaltige Lösung zu finden.

10. Gemeinsam eine Lösung finden

In einem partnerschaftlichen Konflikt sollte es nicht im Kampf oder Gewinner und Verlieren gehen. Vielmehr sollte das Ziel sein, gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind. Dazu müssen Vereinbarungen getroffen werden, die für alle passend sind.

Alle Beteiligten sollten sich dazu gleichermaßen engagieren, um einen Weg der Einigung zu finden. Ein erster Schritt ist, sich auf ein gemeinsames Ziel zu einigen und dann Vorschläge zur Lösung generieren. Durch diesen Prozess kann die Partnerschaft wachsen und an Tiefe gewinnen.

11. Den Konflikt loslassen

Den Konflikt loszulassen bedeutet, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich nicht in nachtragenden Gedanken oder Gefühlen zu verlieren.

Den Konflikt loszulassen, schafft Raum für Heilung und erneuertes Vertrauen, was die Grundlage für eine liebevolle und unterstützende Partnerschaft bildet.

12. Professionelle Hilfe suchen

Ist ein Konflikt schon zu komplex und so weit eskaliert, dass die Beteiligten ihn nicht mehr allein lösen, kann beratende oder therapeutische Unterstützung eine wertvolle Ressource sein. 

Auch ein Konfliktcoaching kann die Streitlösung in einer Partnerschaft unterstützen. In einer Mediation (außergerichtliche Streitbeilegung) können Konflikte mit Hilfe einer Mediatorin oder eines Mediators außergerichtlich gelöst werden.

Fazit

Konflikte sind nicht wirklich gewollt, bieten aber letztlich eine wertvolle Chance für Wachstum und Vertiefung der Beziehung.

Wir haben auf die Bedeutung offener Kommunikation geschaut, auf das Anerkennen von Unterschieden bis hin zur Notwendigkeit, Konflikte loszulassen und bei Bedarf professionelle Hilfe zu suchen. Diese Empfehlungen basieren auf der Anerkennung, dass Konflikte Teil jeder menschlichen Beziehung sind und dass ihre konstruktive Lösung das Fundament für eine starke, resiliente Partnerschaft legt.

Wenn wir effektiv kommunizieren, empathisch sind, Grenzen respektieren und gemeinsame Lösungen suchen, können wir nicht nur Konflikte überwinden, sondern auch eine tiefere Verbindung zueinander aufbauen.
Die Anwendung dieser Tipps erfordert Engagement, Geduld und manchmal auch Mut, doch die Belohnung ist eine bereicherte, stabilere und liebevollere Beziehung.

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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