Einwände und Bedenken konstruktiv und wertschätzend formulieren – für echte Verbindung und bessere Kommunikation

Haben Sie schon einmal erlebt, dass ein Einwand oder Bedenken Ihrerseits in einem Gespräch eine unschöne Wendung verursachte? Vielleicht wurde Ihre Anmerkung missverstanden, oder der Ton des Gesprächs kippte ins Unangenehme. Wie wäre es, wenn Sie Ihren Einwand oder Ihre Meinung äußern, ohne dabei Konflikte zu provozieren, sondern wirklich verstanden werden?

Kommunikation ist ein sensibles Feld, in dem Worte Brücken bauen oder zum Einsturz bringen können. Daher: Einwände und Bedenken konstruktiv und wertschätzend formulieren können – für echte Verbindung und bessere Kommunikation.

Inhalt

In unseren alltäglichen Gesprächen kommt es ganz natürlich vor, dass wir mit den Meinungen oder Vorschlägen anderer nicht einverstanden sind. Wenn wir plump reagieren, mit „was soll das denn?“ oder „geht’s noch?“, werden wir wohl nicht viel erreichen. 

Missverständnisse und Konflikte scheinen vorprogrammiert, wenn wir unsere Einwände nicht in angemessener Weise äußern. Wie können wir unsere Bedenken so formulieren, dass sie Gehör finden und zu einem offenen und positiven Austausch führen?

Einwände und Meinungsäußerungen

Einwände und Meinungsäußerungen sind ein wichtiger Bestandteil lebendiger Gespräche. Sie treiben den Austausch von Ideen und Perspektiven voran. Unterschiedliche Standpunkte führen zu dynamischer Diskussion, die zu kreativen Lösungen und einem tieferen Verständnis der Thematik führen können.

Außerdem kann unser Gegenüber nicht wissen, was wir möchten, fühlen, denken oder wollen. Das müssen wir selbst verbalisieren – erahnen können andere es nämlich nicht. Meinungsäußerungen sind also essenziell, um unsere eigenen Bedürfnisse erfüllen zu können.

Indem alle Beteiligten ihre Meinungen frei äußern können, wird ein Umfeld des Respekts und der Offenheit geschaffen, das Vertrauen und Zusammenarbeit fördert. Wir sehen, Einwände und Bedenken können richtig transportiert sehr wertvoll sein.

Grundlagen für konstruktive und wertschätzende Einwände

1. Selbstreflexion

Bevor wir impulsiv einen Einwand äußern, nehmen wir uns kurz einen Moment Zeit, um unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse in dieser Sache zu reflektieren. Wieso haben wir diese Meinung? Welche Überzeugung steckt hinter unserem Einwand?

Wenn wir klar in diesen Aspekten sind, fällt es uns leichter, uns konstruktiv zu äußern.

2. Aktives Zuhören und Empathie zeigen

Wenn wir aktiv Zu- und Hinhören, können wir verstehen, was unser Gegenüber tatsächlich will. Wenn es uns nicht klar ist, können wir wertschätzend und empathisch nachfragen, was er oder sie mit den Aussagen meint. 

Wir zeigen mit dem aktiven Zuhören, dass wir Interesse an den Aussagen unseres Gegenübers haben und seine bzw. ihre Meinung respektieren.

3. Ich-Botschaften

Am besten formulieren wir unseren Einwand aus unserer Perspektive, also in sogenannten Ich-Botschaften, ohne den oder die andere anzugreifen oder zu verurteilen. Also nicht „Ich finde, du hast keine Ahnung“, sondern besser „Ich bin anderer Meinung, nämlich…“. 

Ich-Botschaften vermeiden Schuldzuweisungen und öffnen den Raum für einen Dialog.

4. Klare Aussagen

Wir sollten stets klar und präzise argumentieren, denn stereotype Aussagen („das haben wir schon immer so gemacht“ oder „das kann ja so nicht funktionieren“) und Geschwafel („möglicherweise könnte es unter gewissen Umständen so sein, dass dann vielleicht….“) führen nicht zu Verstehen oder Verständnis.

Besser ist, wenn wir klar und konkret sagen, was wir denken oder brauchen. Unser Gegenüber kann nicht wissen oder ahnen, was wir wollen, wir dürfen es klar ausdrücken.

5. Lösungsbereit

Wenn wir Vorschläge pauschal als nicht geeignet abtun, führt das nicht zu einer Lösung. Anstatt nur Kritik zu üben, können wir konstruktive Alternative geben und sachdienlich argumentieren. 

Wir sollten signalisieren, dass wir an einer gemeinsamen Lösung interessiert sind mit Berücksichtigung der Bedürfnisse aller.

Formulieren von konstruktiven und wertschätzenden Einwänden

1. Beobachtung von Bewertung trennen

Wir schildern unsere Beobachtung und vermeiden eine Bewertung oder Interpretation. Also nicht „Du bist immer unpünktlich“, sondern „diese Woche warst du an drei Tagen 10 Minuten nach der vereinbarten Zeit am Arbeitsplatz“. Ohne Verallgemeinerung, sondern mit konkretem Sachverhalt können wir einen Dialog auf Augenhöhe starten.

2. Eigene Gefühle benennen

Schuldzuweisungen werden uns nicht weiterbringen, denn unser Gegenüber wird dann gekränkt sein oder in Abwehrhaltung reagieren. 

Wir benennen unsere Gefühle. Also z. B. statt „Du machst mich wütend“ besser: „Ich bin besorgt, weil ich Struktur brauche“. Wir bleiben also ganz bei uns und unserer Perspektive, ohne Angriff oder Anklage auf unser Gegenüber

Unerwünschte Gefühle entstehen immer dann, wenn ein bestimmtes Bedürfnis nicht erfüllt ist. Das dürfen wir benennen.

3. Bedürfnisse kommunizieren

Wir müssen uns klar darüber sein, was wir wirklich brauchen oder möchten und dies ebenso klar kommunizieren. Unser Gegenüber kann nicht erahnen, welches Bedürfnis (z.B. Struktur, Gemeinschaft, Verständigung, Ruhe) für uns gerade wichtig ist, wir müssen es ihm oder ihr mitteilen.

4. Konkrete Formulierung eines Einwandes

Wir formulieren unseren Einwand oder unsere Bedenken, indem wir unsere Beobachtung schildern, unsere Gefühle und Bedürfnisse benennen. Dann schließen wir eine Bitte, einen Lösungsvorschlag oder eine Alternative an, immer gepaart mit einer Bitte um ein weiterführendes konstruktives Gespräch.

Ein Beispiel: Ich habe gerade von Dir gehört, dass du übermorgen den Beitrag fertig hast. Wir hatten gestern vereinbart, dass du heute fertig wirst. Ich bin irritiert, weil es mir wichtig ist, dass wir uns an unsere Pläne halten. Wäre es Dir möglich morgen fertig zu werden, damit wir noch Zeit für eine gemeinsame Kontrolle haben? Was meinst Du?“

Noch ein Beispiel: Du möchtest ein neues Gartengerät anschaffen. Ich bin enttäuscht, weil du nicht mit mir darüber gesprochen hast und mir partnerschaftliche Absprachen wichtig sind. Ich hatte andere Pläne für die Verwendung des Geldes. Lass uns darüber sprechen, welche Möglichkeiten wir haben

Übrigens: "Ja, aber..."

„Ja, aber…“ ist keine gute Formulierung. Damit erfolgt nur eine sehr abgeschwächte Zustimmung, denn das „aber..“ betont die Einschränkung.

Durch die Verwendung von „ja, und…“ wird eine Atmosphäre der Zusammenarbeit geschaffen. Es zeigt, dass wir bereit sind, auf den Gedanken des anderen aufzubauen, anstatt sie zu blockieren oder zu widerlegen. Diese Antwort fördert den Dialog.

Beispiel: es geht um die geplante Balkonbepflanung. 

Ernie sagt: „ja schön, aber zu teuer.“ 

Wie klingt es, wenn Ernie sagen würde: „ja, und wenn wir zu XY gehen, finden wir preisgünstige Angebote.“ 

Probieren Sie den Unterschied aus!

Fazit

Wir haben gesehen, dass es einen Weg gibt, unsere Bedenken und Einwände oder Meinungsunterschiede so zu äußern, sodass sie Wirkung entfalten und nicht zu Ärger oder Streit führen

Indem wir selbstreflektiert, empathisch und klar sprechen, fördern wir ein Umfeld des Respekts und des Vertrauens. Die Anwendung von Ich-Botschaften, das Trennen von Beobachtungen und Bewertungen sowie das Benennen eigener Gefühle und Bedürfnisse schaffen Raum für einen offenen Dialog und kreative Lösungen.

Wir können auf diese Weise Vertrauen aufbauen, Verbindungen herstellen und stärken und Missverständnis, Streit und Ärger reduzieren. So können Gespräche gelingen!

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Streitigkeiten beenden möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen und in Umbruchphasen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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