Kennen Sie den Unterschied zwischen Kompromiss und Konsens? Ein Beispiel kann es gut erklären.
Herbstzeit ist Kürbiszeit; daher ist das (oft) orangene Gewächs zurzeit ein gefragtes Erzeugnis beim Gemüsehändler. So kam es, dass letzten Samstag gegen Geschäftsschluss tatsächlich nur noch einer dieser Prachtkerle im Regal lag. Quasi gleichzeitig stürmten 3 Menschen in den Laden und verlangten nach dem Kürbis. Sofort entstand eine heftige Diskussion, wer den Kürbis bekommen soll. Da war Frau Hartwig, Herr Marks mit seiner Tochter und die junge Jenny von gegenüber – alles liebgewonnene Stammkunden des Geschäftes.
Der Kompromiss
Der Gemüsehändler wollte keinen verärgern und überlegte, wie eine Lösung aussehen könnte. Was ist da naheliegender als allen Dreien jeweils ein Drittel des Kürbisses anzubieten -mit einem scharfen Messer wäre das doch schnell erledigt, dachte der Händler und zudem ein guter Kompromiss.
Fröhlich offenbarte er seiner Kundschaft seine gute Idee – aber die große Freude oder gar Dankbarkeit blieb aus. Keiner war damit wirklich zufrieden. Alle fingen sofort wieder heftig an zu diskutieren, wie wichtig jeder sei und dass er oder sie unbedingt diesen Kürbis haben müsse und überhaupt schon viel länger Stammkunde sei und von einem bisserl Kürbis wird keiner satt und …. Wir können uns dieses Streitgespräch gut vorstellen.
Aber wie kann so etwas enden? Ob der Kompromiss nicht doch die einfachste Lösung ist – so bekommt jeder zumindest ein Drittel des begehrten Kürbisses.
Der Konsens
Wie wäre es nun, wenn jede und jeder Beteiligte einmal ruhig formulieren würde, was genau er oder sie braucht (von dem Kürbis)?
In dem folgenden Gespräch stellte sich heraus, Frau Hartwig möchte gerne eine Suppe kochen, sie brauchte also das Fruchtfleisch. Die Tochter von Herrn Marks wollte unbedingt einmal Kürbiskerne selber rösten und Jenny plante eine Halloweenparty – da darf ein geschnitzter Kürbiskopf nicht fehlen.
Überrascht über diese Aussagen stellten alle fest: es gibt tatsächlich einen Weg, sodass jede und jeder absolut genau das bekommt was er bzw. sie möchte. Auch bei dieser Lösung wurde der Kürbis geteilt, aber diesmal bedürfnisgerecht. Frau Hartwig erhielt das Kürbisfleisch, Herr Marks und seine Tochter die Kerne und Jenny bekam die „Kürbishülle“ um eine Halloweenfratze hineinzuschnitzen.
Das nennt man einen Konsens, jeder bekommt was er/sie braucht. Der Kompromiss, den Kürbis in genau drei Teil zu zerschneiden wäre nur der „kleine Trostpreis“ gewesen. Frau Hartwig hätte nicht genügend Fruchtfleisch für eine Suppe gehabt; ob jeder in Familie Marks die gerösteten Kerne hätte probieren können? Ganz zu schweigen von den Halloween-Deko, die nur mit einem ganzen Kürbiskopf wirkt.
Was war der entscheidende Punkt, dass es zu diesem Konsens kam? Das Gespräch! Der zweite Punkt war, dass die Beteiligten Ihre Bedürfnisse äußerten.
Zugegeben, dies ist eine ideale Geschichte. Aber auch bei dieser Geschichte war das zu Beginn nicht klar. Es lohnt sich also, wenn Menschen ins Gespräch kommen, ihre Bedürfnisse äußern und die Bedürfnisse der andern ebenso wahrnehmen.
Kompromiss vs. Konsens
Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gehören zu unserem Alltag; sie sind Ausdruck lebendigen Lebens. Unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse treffen aufeinander.
Zur Lösung eines Streites ist ein Kompromiss vielleicht schnell gefunden, aber handelt es sich nicht doch oft um einen sogenannten „faulen“ Kompromiss, der in Wahrheit keine gute Lösung ist? Immer wieder gibt es einen Gewinner und einen der sich (um des Friedens willen?) fügt oder je nach Machtverhältnissen gar fügen muss.
In der obigen Geschichte wäre der Kürbis im Falle des Kompromisses in drei Teile geteilt worden – zusammen wären sie 100 Prozent. Aber in der Bedürfniserfüllung der beteiligten Menschen, würde vermutlich bei keinem auch nur annähernd 100 Prozent erreicht.
Beim Konsens hingegen werden die Wünsche oder Bedürfnisse für jede bzw. jeden betrachtet. Jeder bekommt das, was er braucht. Die Summe der Teile ist mehr als das ursprüngliche Ganze. Es konnte eine sogenannte Win-win- Situation erreicht werden, also ein doppelter Gewinn.
Mit Mediation einen Konsens erreichen
Mit Hilfe der Mediation kann zwischen Konfliktparteien, die nicht mehr alleine zueinander finden, ein Konsens erreicht werden. Mediation ist ein strukturiertes Verfahren zur außergerichtlichen, konstruktiven Bearbeitung von Konflikten. Die Mediatorin/der Mediator sorgen für einen geschützten Rahmen mit Respekt und Wertschätzung.
In der Mediaiton kommen die Beteiligten mit Unterstützung des/der Mediators/in miteinander ins Gespräch. Die Menschen können über ihre Gefühle und Bedürfnisse sprechen und hören ihrem Gegenüber gleichermaßen zu.
Selbstbestimmt übernehmen die Konfliktparteien Verantwortung für das Ergebnis der Mediation. Die Konfliktparteien können wieder aufeinander zugehen, in dem sie ihren Blick richten auf das, was jeder braucht und was wirklich wichtig ist. Ziel ist es, einander zu verstehen und verstanden zu werden. Die Beteiligten können in diesem Verfahren Klarheit zu ihrer Situation bzw. über ihren Konflikt erlangen. So kann eine Win-win-Situation – ein Konsens- erreicht werden.
Lesen Sie gerne auch meinen Blog-Beitrag zu den Vorteilen der Mediation oder mein Glossar zur Mediation. Weitere Informationen zu meinem Angebot bezüglich Mediation finden Sie hier.
„Es gibt einen Ort jenseits von richtig und falsch, da treffen wir uns“ (Rumi, persischer Dichter)
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