Selbstreflexion: der Weg zu innerer Klarheit und persönlichem Wachstum

Die Familie braucht dies, der Arbeitgeber möchte das, die Freundin wartet auf den Anruf, der Nachbar hat schon früh morgens genervt und dann macht der Laptop mitten im Meeting ein Update. Ganz schön hektisch heute wieder.

Oft fällt es dann schwer, auch einmal bewusst innezuhalten, über uns und unser Leben nachzudenken. Dabei würde uns diese Selbstreflexion gerade dann so guttun. Mit ihrer Hilfe können wir unser Leben bewusster gestalten und Herausforderungen gelassener entgegensehen.

Inhalt

Was ist Selbstreflexion?

Selbstreflexion ist unsere bewusste Auseinandersetzung mit uns selbst. Mit allem, was uns ausmacht: unsere Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, aber auch mit unseren Erfahrungen, Handlungen und Zielen.

Bei der Selbstreflexion betrachten wir uns selbst und hinterfragen uns und unser Tun. Es geht dabei nicht nur um die sogenannten großen Dinge. Großes Potential steckt in kleinen Dingen. Wir können uns unserer Motive, Werte und (Verhaltens-) Muster bewusstwerden.

Die Selbstreflexion ist eine Art kritischer und dabei trotzdem liebevoller Blick in unseren inneren Spiegel.

Warum macht Selbstreflexion Sinn?

Bei der Selbstreflexion betrachten und bewerten wir, was unserem Leben dient und was davon hinderlich ist. Salopp gesagt: „Ist es sinnvoll für mich, oder kann das weg?“

1. Selbst(-er-)kenntnis:

Selbstreflexion führt zur Selbst(-er-)kenntnis. Vereinfacht ausgedrückt unterstützt sie uns, zu sehen, was uns ausmacht, wie wir sind und welche Bedürfnisse wir haben. Dadurch folgt auch ein Prozess, herauszufinden, wie wir sein wollen.

2. Tiefere Verbindung zu uns selbst

Wenn wir die Selbstreflexion als eine Reise in unser inneres Selbst verstehen, werden wir uns selbst näherkommen. Wir sind, wie wir sind (=Selbstakzeptanz) und dürfen uns (punktuell) entwickeln.

3. Persönliches Wachstum

Mit Hilfe der Selbstreflexion können wir unsere Stärken und Schwächen identifizieren und gezielt daran arbeiten, wenn wir für uns persönlich Bedarf sehen. Unsere Stärkung kann zum Beispiel zu einem höheren Selbstwert und Resilienz führen.

4. Gedankenspiralen auflösen

Wenn wir uns und unser Leben betrachten, können wir uns die Spirale nervender und damit hinderlicher Gedankenkarussells bewusstmachen. Wir erkennen besser, welche Gedanken und Gefühle uns negativ beeinflussen und finden dadurch Hinweise, wie wir aus der Spirale aussteigen können.

5. Stressvermeidung

Selbstreflexion unterstützt das Aufspüren von sogenannten Stressoren – also Faktoren, die uns unter Druck setzen und uns stressen. Kennen wir diese Einflussfaktoren, können wir zielgerichtet neue Strategien zur Vermeidung von Stress anwenden.

6.Beziehungen verbessern

Wenn wir uns selbst reflektieren, betrachten wir auch die Beziehungen zu anderen Menschen. Wir können erkennen, wer uns guttut und wer nicht. Wir entwickeln Verständnis für uns und andere. Aus dieser Perspektive können Konflikte angegangen und unterstützende Beziehungen vertieft werden.

7. Klarheit

Der eigentlich wichtigste, offensichtlichste Punkt und alles zusammenfassende Aspekt ist der der Klarheit. Wir erlangen durch die Selbstreflexion Klarheit über uns und über unsere Lebensbereiche. 

Mit dieser Erkenntnis setzen wir unsere künftigen Maßstäbe und Ziele an. Neue oder andere Perspektiven werden möglich. Auch Entscheidungen werden uns damit leichter fallen.

Wie können wir unsere Selbstreflexion gestalten?

1.Ausreichend Zeit: wir sollten uns ausreichend Zeit für diesen Prozess nehmen. Nur dann werden wir zu tieferen Erkenntnissen kommen.

2. Der passende Ort: Auf dem Sofa sitzen, joggen, spazieren gehen, meditieren – wie und wo wir unsere Selbstreflexion angehen, ist natürlich Typ-Sache und jedem selbst überlassen.

3. Aufschreiben von Gedanken und Erkenntnissen: Durch den Prozess des Aufschreibens gehen wichtige Gedanken nicht verloren und können nachgelesen werden. Die Erkenntnisse auf zuschreiben macht sie greifbarer und bewusster.

4. Achtsamkeit und Wertschätzung: wir dürfen achtsam auf unser Inneres schauen und uns stets mit Wertschätzung begegnen. Egal, was wir herausfinden werden, es gehört zu uns. Wir entwickeln uns, wenn wir wohlwollend an unserer Veränderung arbeiten, daher sollten wir uns auch kritischen und unangenehmen Fragen stellen.

5. Fragen stellen: Es hilft uns, um unseren Gedanken, Gefühlen, Motivationen etc. näher zu kommen, wenn wir uns geeigneten Fragen stellen.

Zu den geeigneten Fragen lesen Sie auch gerne meinen Blogbeitrag „Die Kraft des liebevollen Selbst-Gesprächs

Wir können die Fragen zum Beispiel aufteilen nach:

a) Wo sehe ich mich derzeit?

  • Was läuft gerade gut?
  • Was macht mich glücklich und wofür bin ich dankbar?
  • Was ist mir gut gelungen, was nicht?
  • Womit bin ich nicht zufrieden?
  • Was fehlt mir?
  • Was beschäftigt mich besonders und wieso?
  • Wer tut mit gut?
  • Wer unterstützt mich, wer fordert mich?
  • Gibt es etwas Gutes an meinen Problemen?

b) Wo will ich zukünftig hin?

  • Nach welchen (neuen?) Werten möchte ich leben?
  • Welche neuen Ziele habe ich erkannt?
  • Welche Stärken möchte ich ausbauen?
  • An welchen Punkten möchte ich mich entwickeln?
  • Was ist mir wichtig?
  • Wovon möchte ich mich lösen?
  • Welche Strategien möchte ich beibehalten?
  • Welche Lehren ziehe ich aus meinen Erfahrungen

Wie schaffen wir es, die Erkenntnisse aus der Selbstreflexion umzusetzen?

Wir müssen vor allem die Verantwortung für unsere Erkenntnisse und ggfs. den Veränderungs-/Entwicklungswunsch übernehmen. Wir können nur uns selbst verändern.

Routinen sind sehr nützlich, wenn wir neue Gewohnheiten etablieren möchte. Immer wieder an der Veränderung aktiv arbeiten, auch wenn wir vielleicht einmal nicht drangeblieben sind. Veränderungen brauchen manchmal Zeit.

Wir sollten uns nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn wir sie brauchen. Wir müssen dies nicht als Schwäche deuten, sondern als Erkenntnis des Weges, wie wir unser Ziel erreichen können.

Es ist empfehlenswert, die Selbstreflexion an sich zur Routine werden zulassen. Vielleicht möchten Sie ein Tagebuch führen oder einen Monatsrückblick in einem Journal festhalten. Das hilft alltäglich, die Gedanken zu sortieren und mehr Klarheit über Gefühle und Verhaltensmotive zu erhalten.

Fazit

Selbstreflexion ist ein sehr kraftvolles Instrument, um in einem liebevollen Selbstgespräch einen Blick in unser Innerstes zu werfen. Dank geeigneter Fragen können wir uns vor Augen führen, was uns wichtig ist, wo wir stehen und wo wir hinwollen. Wir können uns neue Ziele setzen und Strategien entwickeln, die uns stärken, stützen und persönliches Wachstum ermöglichen.

Warum das alles? Für uns selbst! Wir geben uns Raum und kommen mit uns selbst ins Gespräch. Wir nehmen besser wahr, was gut für uns ist und lernen daraus. In schwierigen Situationen können wir darauf zurückgreifen; Selbstreflexion hilft also, unsere Resilienz zu steigern.

Sie wollen mehr dazu lesen? In meinem Beitrag „Die Kraft des liebevollen Selbst-Gesprächs“ finden Sie weitere Gedanken zum Thema Selbstreflexion.

Picture of Ulla Sieburg-Gräff
Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

Sie möchten gerne mehr von mir lesen? Schauen Sie auch auf meinem Blog vorbei und tragen Sie sich für weitere Inspirationen in meinen Newsletter ein.

Schreibe einen Kommentar