Ob Omas runder Geburtstag, die Silberhochzeit der Cousine oder der nächste Feiertagsbrunch – Familienfeste sind wunderbare Gelegenheiten, um mit den Menschen zusammenzukommen, die uns am Herzen liegen. Doch so schön diese Anlässe auch sind, sie bergen oft Konfliktpotenzial: Alte Streitigkeiten, unterschiedliche Erwartungen oder heikle Gesprächsthemen können die Stimmung schnell trüben, dabei wünschen wir uns doch nur ein stressfreies Familienfest.
Mit der richtigen Vorbereitung, klarer Kommunikation und einigen einfachen Strategien können Sie jedoch gelassen bleiben – und aus jeder Feier eine wertschätzende und harmonische Zeit machen.
Inhalt
1. Konflikte verhindern, bevor sie entstehen
a) Innere Gelassenheit vorbereiten für eine stressfreie Feier
Eine entspannte Feier beginnt bei uns selbst. Nehmen Sie sich im Vorfeld einen Moment Zeit, um mögliche Stolpersteine zu reflektieren:
- Welche Themen oder Situationen haben Sie in der Vergangenheit gestresst?
- Was können Sie diesmal bewusst anders machen?
- Welche Haltung möchten Sie einnehmen?
Gelassenheit und eine positive Ausstrahlung tragen entscheidend zu einer angenehmen Atmosphäre bei. Selbst wenn jemand versucht, Sie zu reizen, bleiben Sie Ihrer wertschätzenden und offenen Haltung treu. So setzen Sie den Ton für das Miteinander.
b) Erwartungen der Beteiligten klären
Klare Absprachen im Vorfeld verhindern Missverständnisse, Benachteiligung und Überforderung:
- Besprechen Sie, wer welche Aufgaben übernimmt. So fühlt sich niemand ausgegrenzt oder überlastet.
- Klären Sie, wie der Ablauf aussieht: Gibt es Rituale, Programmpunkte oder Traditionen, die für alle wichtig sind?
- Bleiben Sie flexibel. Akzeptieren Sie, dass nicht alle die gleichen Vorstellungen von einer „perfekten Feier“ haben. Mit Offenheit und Kompromissbereitschaft lassen sich verschiedene Wünsche gut vereinen; sprechen Sie am besten im Vorfeld bereits über Wünsche und Notwendigkeiten (Bspw. Spielfläche für Kinder, Ruheplätze, Aschenbecher auf der Terrasse).
c) Gesprächsthemen wertschätzend lenken
Vermutlich hat jede Familien ihre „Dauerbrenner“-Themen. Wenn Sie wissen, welche Konflikte immer wieder aufkommen, können Sie im Vorfeld Strategien entwickeln, um Spannungen zu vermeiden:
- Überlegen Sie, wie Sie schwierige Gesprächsthemen freundlich umgehen können.
- Bereiten Sie neutrale, verbindende Gesprächsthemen vor, die für alle interessant sind. So lenken Sie die Unterhaltung in positive Bahnen.
- Klären Sie offene Themen im kleinen Kreis am besten vor dem Zusammentreffen aller Personen
2. Tipps für die Feier – gelassen und souverän bleiben
a) Gespräche empathisch lenken
Wenn sich ein Gespräch in eine ungünstige Richtung entwickelt, steuern Sie es sanft um. Zum Beispiel:
- „Das klingt spannend – ich bin auch neugierig, was Ihr dieses Jahr noch Schönes geplant habt!“
- „Das Thema können wir bestimmt ein anderes Mal vertiefen. Ich wollte dich schon lange fragen: Wie läuft es eigentlich mit …?“
- „Lass uns gerne nächste Woche dazu telefonieren, dann habe ich den Kopf frei – erzähl mir doch von Eurem letzten Besuch in XY“
b) Grenzen setzen – wertschätzend und bestimmt
Es ist völlig in Ordnung, Grenzen zu setzen, wenn jemand provokativ oder kritisch wird. Dabei kommt es auf einen wertschätzenden Ton an:
- „Ich sehe, dass dir dieses Thema wichtig ist. Können wir das nach der Feier in Ruhe besprechen?“
- „Für mich passt dieses Thema jetzt nicht. Ich finde, es wäre schön, wenn wir die Zeit jetzt einfach genießen. Wie wäre es, wenn wir über etwas Anderes/etwas Positives sprechen?“
- „Dieses Thema ist ohne Frage wichtig, gehört aber jetzt nicht hierhin. Lass uns über xy sprechen.“
Ihre Körpersprache unterstützt Ihre Worte: Ein offenes Lächeln und eine entspannte Haltung signalisieren, dass Sie eine Eskalation vermeiden möchten.
c) Humor nutzen: Ein Lächeln statt Eskalation
Humor ist ein wunderbares Werkzeug, um Spannungen zu entschärfen – vorausgesetzt, er wird einfühlsam eingesetzt.
- Wird die Diskussion hitzig, könnten Sie sagen: „Ich glaube, wir brauchen dringend frische Luft; lasst uns das Fenster öffnen um die schrägen Gedanken rauszuwehen!“
- Oder Sie greifen auf verbindenden Humor zurück: „Wisst ihr noch, wie wir uns früher um den letzten Keks gestritten haben? Keine Sorge, ich habe extra doppelt so viele gemacht.“
- Auch wenn es schwer fällt, ist es besser, nicht in eine „Negativ-Spirale“ einzusteigen, sondern über sich selbst zu lachen: „Ja da magst du recht haben, deswegen widme ich mich jetzt dem Braten – der ist weniger kompliziert als wir :).
Der Fokus liegt darauf, die Atmosphäre aufzulockern, ohne jemanden bloßzustellen. Dafür muss man auch nicht übertrieben witzig oder sarkastisch werden. Es reicht, die Situation zu lockern.
3. Nachsicht üben – mit uns selbst und anderen
a) Unperfekt ist perfekt genug
Familienfeiern verlaufen selten völlig reibungslos – und das ist okay. Es kommt darauf an, wie wir mit kleineren Spannungen umgehen:
- Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht für eine „perfekte“ Feier verantwortlich sind.
- Seien Sie nachsichtig mit sich selbst, falls Sie einen Fehler machen. „Es ist okay, nicht alles perfekt zu lösen“, ist ein hilfreicher Gedanke.
b) Hinter die Fassade schauen – die Perspektive wechseln
Manche Menschen verhalten sich schwierig, weil sie unerfüllte Bedürfnisse haben – etwa das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit oder Zugehörigkeit. Wenn Sie das erkennen, fällt es leichter, ruhig zu bleiben und empathisch zu reagieren.
Sie müssen deswegen mit dem Verhalten der Person nicht einverstanden sein, aber vielleicht verstehen Sie sie besser. Fokussieren Sie sich auf das Ziel des Treffens und rücken Sie das wieder in den Vodergrund.
4. Erste Hilfe für stressige Momente
Manchmal läuft trotz bester Vorbereitung nicht alles nach Plan. Für solche Situationen helfen diese kleinen Soforthilfen: Atmen, Lächeln, Innhalten, Fokus.
- Atmen: Eine einfache Atemübung wirkt oft Wunder: Tief ein- und ausatmen, den Boden spüren, zur Ruhe kommen.
- Lächeln: Ein bewusstes Lächeln kann Spannungen abbauen – bei Ihnen selbst und bei anderen. Es signalisiert Freundlichkeit und Offenheit.
- Innehalten bzw. Pause machen: Wenn nötig, gönnen Sie sich eine kurze Auszeit. Sagen Sie höflich: „Entschuldigt mich kurz, ich brauche einen Moment an der frischen Luft.“
- Aufmerksamkeit auf das Ziel der Feier richten: Dann wird es uns leichter fallen, uns wieder auf die eigentliche Absicht der Feier zu fokussieren. Denn wir sind ja hier um xy zu feiern.
5. Nach der Feier: Rückblick und Dankbarkeit
Nach der Feier ist es hilfreich zu reflektieren:
- Was hat gut funktioniert?
- Welche Situationen möchten Sie beim nächsten Mal anders angehen?
- Wer oder was hat dazu beigetragen, dass die Feier gelungen ist?
Dankbarkeit für die positiven Momente stärkt den Fokus auf das Verbindende – auch wenn nicht alles perfekt war.
Fazit
Egal, ob es sich um ein großes Fest wie Weihnachten, einen Familiengeburtstag oder ein Jubiläum handelt: Wir können aktiv zu einer entspannten und liebevollen Atmosphäre beitragen.
Wertschätzend, mit klarer Kommunikation, dem Mut, Grenzen zu setzen, sowie einer Prise Leichtigkeit können wir Spannungen vorbeugen und Streitigkeiten vermeiden. Denn die schönste Feier ist die, bei der sich alle willkommen und wohl fühlen – und das ist ein Geschenk, das wir uns und unserer Familie machen können.
Wie verlaufen Ihre Familienfeiern? Berichten Sie gerne von Ihren Erfahrungen.
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*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Streitigkeiten beenden möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.