In Gespräche ernst genommen werden. Das eigene Anliegen souverän vertreten

Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, in Gesprächen nicht ernst genommen oder übergangen zu werden – sei es im Beruf, in der Familie oder im Freundeskreis?

Solche Situationen können frustrierend sein und am Selbstbewusstsein „nagen“. Vielleicht äußern Sie eine Idee, einen Wunsch oder eine Meinung, doch Ihre Worte scheinen zu verpuffen. Andere wechseln das Thema, ignorieren Sie oder hören gar nicht richtig zu.

Doch Sie sind nicht machtlos! Mit den richtigen Strategien können Sie Gehör finden und gleichzeitig die Verbindung zu Ihrem Gegenüber stärken – ohne Streit und ohne sich kleinzumachen.

Inhalt

Wieso werden Sie manchmal nicht ernst genommen?

Es gibt einige Gründe, weshalb Menschen nicht ernst genommen werden. Hier sind drei häufige Ursachen:

  1. Unklare Kommunikation:
    Oft neigen wir dazu, unsere Wünsche oder Vorschläge zu vage zu formulieren („Vielleicht könnte man…“ oder „Ich weiß nicht, ob das Sinn macht, aber…“). Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass andere uns nicht ernst nehmen.
  2. Andere reißen das Gespräch an sich
    In Gruppen oder bei sehr selbstbewussten oder gedankenlosen Gesprächspartnern kann es passieren, dass jemand bewusst oder unbewusst über unsere Worte hinweggeht.
  3. Innere Haltung:
    Wenn wir selbst nicht davon überzeugt sind, dass unsere Worte wichtig sind, strahlen wir diese Unsicherheit oft unbewusst aus. Das nehmen andere wahr und reagieren entsprechend, indem Sie uns nicht ernst nehmen.

Die gute Nachricht: Sie können diese Dynamiken beeinflussen. Die folgenden Strategien helfen Ihnen dabei.

3 Missverständnisse, die uns davon abhalten, für uns einzustehen

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum es manchmal so schwerfällt, für sich selbst einzustehen? Oft liegt das daran, dass wir unbewusst an Denkfehlern festhalten, die uns zurückhalten. Wir haben Angst schwach zu wirken oder einen (weiteren) Streit zu provozieren. Diese Missverständnisse sind tief verwurzelt – doch sie lassen sich auflösen, wenn wir sie erkennen.

Missverständnis 1: Um ernst genommen zu werden muss ich aggressiv sein

Viele glauben, dass Freundlichkeit als Schwäche wahrgenommen wird. Sie denken: „Wenn ich höflich bleibe, setze ich mich nicht durch.“ Doch das Gegenteil ist der Fall: Freundlichkeit gepaart mit Klarheit zeigt Stärke. Aggressivietät, die wir überhaupt nicht leben wollen, ist dafür nicht nötig.

Sie können respektvoll und dennoch bestimmt sein. Freundlichkeit ist keine Einladung, Sie zu übergehen, sondern ein Zeichen von Selbstbewusstsein. Klarheit und Authentizität sind die wichtigeren Faktoren, um in Gesprächen ernst genommen zu werden und echte Verbindung herzustellen.

Missverständnis 2: Wenn ich mich äußere, wird der Konflikt nur schlimmer

Der Gedanke, dass ein klar geäußerter Wunsch oder eine Grenze zu Streit führt, ist weit verbreitet. Doch oft entsteht Streit eher aus Unklarheit oder unausgesprochenem Ärger – nicht aus konstruktiver Kommunikation.

Sprechen Sie Ihre Bedürfnisse frühzeitig und klar an. Je mehr Sie Ihre Gedanken zurückhalten, desto größer wird die Spannung. Wenn Sie Ihre Bedürfnisse oder Grenze nicht äußern, kann das zum Beispiel zu Überforderung oder Stress führen; auch das wird den Konflikt nicht lösen.

Missverständnis 3: Ich muss perfekt sein, bevor ich mich äußere

Viele Menschen zögern, ihre Meinung oder Bedürfnisse zu äußern, weil sie glauben, ihre Worte müssten absolut perfekt sein. Sie befürchten, missverstanden zu werden, oder sie wollen ihre Botschaft so vorsichtig verpacken, dass sie am Ende gar nichts sagen.

Perfektion ist nicht nötig, um gehört zu werden – Authentizität ist viel wichtiger. Sprechen Sie offen und klar, auch wenn Sie nicht jedes Wort perfekt wählen.

 Statt lange nach den „richtigen“ Worten zu suchen, können Sie sagen: „Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich es am besten ausdrücke, aber es ist mir wichtig, dass wir darüber sprechen.“ Das zeigt Ehrlichkeit und Engagement.

Wie Sie souverän reagieren, wenn Sie nicht ernst genommen werden

Hier sind drei praxiserprobte Strategien, die Sie sofort anwenden können:

1. Klarheit schaffen: so unterstreichen Sie Ihre Botschaft

*Sprechen Sie in kurzen prägnanten Sätzen. Vermeiden Sie Schachtelsätze, die Ihre Botschaft verwässern. Formulieren Sie Ihre Aussage so knapp wie möglich, ohne wichtige Details wegzulassen.

*Vermeiden Sie abschwächende Worte. Worte wie eigentlich, vielleicht, irgendwann, nur etc. relativieren entkräftigen Ihre Aussagen.

*Sprechen Sie klar und selbstbewusst. Vermeiden Sie vage Formulierungen wie „Vielleicht könnten wir später einmal..“ und wählen Sie stattdessen deutliche Worte wie: „Nächste Woche Dienstag werden wir ….“Noch ein Beispiel: Statt „Ich glaube, wir könnten noch…“ sagen Sie: „Es ist wichtig, dass wir…“

*Halten Sie Blickkontakt und sprechen Sie in einem ruhigen, aber bestimmten Ton. Eine klare Stimme zeigt, dass Sie hinter Ihren Worten stehen.

2. Holen Sie sich die Aufmerksamkeit zurück

*Kommen Sie direkt auf Ihre Aussage zurück: „Ich komme noch einmal auf meinen Punkt zurück. Es ist wichtig, weil…“ Diese Formulierung zeigt, dass Sie Ihre Aussage als wertvoll betrachten und sie bewusst wiederholen.

*Heben Sie die Relevanz Ihres Beitrags hervor: Lenken Sie den Fokus auf den Mehrwert Ihrer Idee und vermeiden Sie es, defensiv zu wirken. „Ich denke, mein Vorschlag trägt zur Lösung bei. Lassen Sie mich ihn kurz erläutern.“

*Betonen Sie Ihren Anspruch, gehört zu werden: „Ich möchte sicherstellen, dass mein Punkt nicht untergeht. Es geht um Folgendes…“ Diese Aussage macht deutlich, dass Sie Ihre Stimme aktiv einbringen und nicht übergangen werden möchten.

*Fragen Sie nach: „Ich habe den Eindruck, dass mein Vorschlag nicht berücksichtigt wird. Bitte erläutern Sie mir Ihre Gründe dafür.“ Oder „Bitte nennen Sie mir die Gründe dafür, dass mein Vorschlag nicht auf der Agenda steht.“

Sie können sich so ein Feedback holen und erhalten Gründe, auf die Sie eingehen können. Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Vorschlag tatsächlich – ohne Hintergedanken – vergessen wurde.

3. Grenzen setzen: Reagieren Sie souverän auf Respektlosigkeit

Wenn jemand Sie unterbricht oder Ihre Worte abtut, können Sie höflich, aber bestimmt darauf hinweisen:

    • „Lassen Sie mich bitte meinen Gedanken zu Ende bringen.“
    • „Mein Anmerkungen sind wichtig für dieses Thema, daher ….“

Auf diese Weise zeigen Sie, dass Sie Respekt erwarten und bereit sind, dafür einzustehen.

  • Je nach Situation können Sie auch fragen: „Dieses Thema ist wichtig. Was brauchen Sie, damit Sie mir hier zuhören können.“

5 Tipps für innere Stärke und souveränes Auftreten, um in Gesprächen ernst genommen zu werden

1. Vorbereitung

Bereiten Sie schwierige Gespräche vor. Wenn Sie fachlich gut aufgestellt sind, werden Sie Ihre Argumente sicherer vertreten können.

Nehmen Sie zur Vorbereitung gerne einmal die Perspektive der anderen Personen ein? Sie können damit etwaige Einwände bereits mit berücksichtigen und es wird Ihnen bereitwilliger zugehört.

2. Atem- und Körpersprache

Atmen Sie vor einem wichtigen Gespräch mehrmals ruhig und tief durch. Das dient dazu, „im Moment anzukommen„.

Eine aufrechte und offene Haltung, entspannte Schultern und ruhige Gesten stärken nicht nur Ihre Außenwirkung, sondern auch Ihr Selbstbewusstsein.

3. Fokus halten

Fokussieren Sie sich in herausfordernden Moment auf Ihr Ziel in dem Gespräch. Lassen Sie sich nicht durch Unhöflichkeiten oder Störungen ablenken. Bleiben Sie Ihrer klaren und wertschätzenden Sprache treu.

4. Selbstermächtigung

Wiederholen Sie in schwierigen Momenten innerlich Sätze wie: „Meine Worte sind wichtig.“ Oder: „Ich verdiene es, gehört zu werden.“  Überlgen Sie, welche Sätze zu Ihnen passen und Sie gleichzeitig stärken oder motivieren.

Diese selbstgewählten (!) Affirmationen helfen Ihnen, gelassen und selbstsicher aufzutreten.

5. Eigene Ressourcen nutzen

Überlegen Sie, wann ist Ihnen ein Gespräch gut gelungen? Wann habe Sie es in Ihrem bisherigen Leben geschafft, für sich und Ihre Bedürfnisse einzustehen? Erinnern Sie sich an diese Situationen und machen Sie sich bewusst:

Welche Worte haben Sie gewählt?

Welche innere Haltung hatten Sie dabei?

Was hat Ihnen geholfen, ruhig und klar zu bleiben?

Diese Erinnerungen sind wertvolle Ressourcen, die zeigen, dass Sie die Fähigkeit, sich durchzusetzen und Gehör zu finden, bereits in sich tragen. Greifen Sie auf diese Erfahrungen zurück, wann immer Sie unsicher sind, und nutzen Sie sie als Anker, um in zukünftigen Gesprächen souverän aufzutreten. Vertrauen Sie darauf: Was einmal gelungen ist, kann Ihnen auch wieder gelingen.

Fazit - Ihre Stimme zählt

Es kann frustrierend sein, wenn Sie das Gefühl haben, nicht ernst genommen zu werden. Doch Sie können etwas tun! Mit klaren Worten, einer selbstbewussten Haltung und der Bereitschaft, nachzufragen oder Grenzen zu setzen, können Sie solche Situationen ändern – und dabei sogar die Verbindung zu anderen stärken.

 

Haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie nicht gehört wurden? Was hat Ihnen geholfen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen gerne in den Kommentaren.

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Streitigkeiten beenden möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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