Franzi hat Streit mit ihrer Freundin Gabi. Es endet damit, dass Franzi beschließt, nicht mehr mit Gabi zu sprechen. „Mit der kann ich nicht reden“ – sagt sie zu ihrem Freund und wünscht sich Bestätigung von ihm. Aber das ist gar nicht so einfach. Er kennt den Konflikt nicht und will auch nicht mit hineingezogen werden.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – wir alle kennen diese Volksweisheit; jedoch taugt das nun gar nicht als Rat, denn auf die Frage „was ist besser: Schweigen oder Reden?“ kann es nur die Antwort geben: kommt drauf an.
Sicherlich ist es je nach Situation sinnvoll nichts zu sagen. Vor allem wenn der Streit gerade hoch eskaliert, kann es hilfreich sein, sich kurz zurückzunehmen, die eigenen Gedanken zu sortieren, zu schweigen, zuzuhören und neue Worte zu formulieren.
Auf jeden Fall aber gibt es bessere Gründe im Gespräch zu bleiben und auch im Streit miteinander zu sprechen, als das Schweigen zu wählen, um die konstruktive Auseinandersetzung zu verweigern.
Inhalt
Schweigen in Konflikten
Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gehören zu unserem Leben dazu. Das ist so normal wie das Leben selbst. Wohl fühlen wir uns damit aber in der Regel nicht. Daher neigen wir Menschen manchmal dazu, dem Streit vermeintlich auszuweichen, in dem wir nichts mehr sagen. Wir wählen das Schweigen als Strategie der Konfliktvermeidung oder um die eigenen Nerven zu schonen.
Durch Schweigen können wir aber auch signalisieren, dass wir Zeit brauchen, um über die Situation nachzudenken oder unsere Emotionen zu beruhigen. Es ermöglicht den Beteiligten, Abstand zu nehmen, um später wieder in einen Dialog einzutreten. Kurzzeitiges Schweigen bzw. Innehalten kann demnach sinnvoll sein.
Wenn wir aber dauerhaft schweigen und unsere Gedanken, Gefühle oder Bedürfnisse nicht ausdrücken, kann dies zu Missverständnissen und Frust führen. Miteinander im Gespräch zu bleiben ist essenziell, um die Verbindung aufrechtzuerhalten und den Konflikt anzugehen. Das offene und ehrliche Teilen von Perspektiven und Gefühlen ermöglicht es uns, zu verstehen, Verständnis zu entwickeln und letztlich Lösungen zu finden.
Reden statt schweigen: 8 Gründe, warum es bei Konflikten besser ist, miteinander zu sprechen statt zu schweigen
1. Respekt und Wertschätzung
Durch Zuhören und Sprechen zeigen wir Respekt und Wertschätzung für die andere Person und deren Meinung, Gefühle und Bedürfnisse. Diese Anerkennung wünschen wir uns ebenfalls.
2. Schaffen von Klarheit
Schweigen bedeutet, dass Dinge nicht ausgesprochen werden; Gedanken und Gefühle bleiben dem Gegenüber verborgen. Durch Sprechen können wir Klarheit schaffen und sicherstellen, dass unsere Botschaft verstanden wird. Der oder die andere kann nicht wissen, was wir denken oder brauchen. Manchmal ist diese Klarheit schmerzhaft, etwa wenn ein Paar sich trennt, aber letztlich ist auch dies eine Lösung, die einen Neuanfang und Glück erst ermöglicht
3. Konfliktlösung
Schweigen führt vielleicht kurzfristig zur Konfliktvermeidung. Aber nur durch das Gespräch werden wir eine Veränderung der Situation und eine Lösung erreichen können. Wie oben bereits erwähnt ist es nicht immer die Lösung, die wir uns ursprünglich vorgestellt haben, aber letztlich kann ein Weg gefunden werden, wie die Zukunft gestaltet werden kann.
4. Missverständnisse beseitigen
Wenn wir unsere Gedanken nicht ausdrücken, besteht die Gefahr, dass das Gegenüber seine eigenen Urteile fällt, die möglicherweise nicht unseren Absichten entsprechen. Schnell kann es zu Missverständnissen kommen, die nur im Gespräch beseitigt werden können.
5. Selbstbestimmung statt Opferrolle
Das Schweigen birgt die Gefahr, in eine Opferrolle zu rutschen, die uns lähmt und zu Stillstand führen wird. Durch Sprechen werden wir aktiv und können unsere Rolle und unseren Weg selbstbestimmen. Das liegt in unserer Verantwortung.
6. Vermeiden von Frust und Ärger
Wenn wir Ungesagtes in uns „reinfressen“, werden wir uns nicht gut fühlen. Es lohnt sich, diesen Ärger auszusprechen und loszulassen, am besten respektvoll und konstruktiv. So befreien wir uns von negativen Empfindungen, damit wir aus der Problemtrance heraustreten und gemeinsam eine Lösung finden können.
7. Stärkung der Beziehung
Ein Gespräch auf Augenhöhe fördert das Vertrauen und die Verbindung zwischen uns Menschen, sodass die Beziehung durch die Bewältigung der Krise gefestigt wird.
8. Verbesserung der eigenen Kommunikationsfähigkeit und persönliches Wachstum
Zu guter Letzt: Indem wir uns unseren Konflikten stellen und miteinander reden, werden wir unsere Kommunikationsfähigkeit verbessern. Wir werden durch Übung immer besser lernen, das zu sagen, was wir tatsächlich sagen möchten.
Das hilft uns auch in späteren Streitsituationen. Für unsere Bedürfnisse einzustehen und erfolgreich gemeinsam Lösungen zu finden wird unser Selbstbewusstsein stärken, sodass es uns möglich wird, zukünftig die Scheu vor schwierigen Gesprächen abzubauen
Fazit
„Man soll schweigen oder Dinge sagen, die noch besser sind als das Schweigen“, so hat es Pythagoras formuliert. Dieser Spruch gefällt mir besser als die Volksweisheit von Silber und Gold.
Schweigen mag auf den ersten Blick eine einfache Lösung zu sein, um Konflikte zu umgehen. Doch in Wahrheit wird uns auf lange Sicht ein offenes und ehrliches Gespräch mehr nutzen, um Verständnis für unsere Meinung und unsere Bedürfnisse zu erreichen. Nur wenn wir Probleme ansprechen, können wir gemeinsam Lösungen finden.
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