Mutig Grenzen setzen: 8 Tipps, damit ein starkes ‚Nein‘ zu einem erfüllten ‚Ja‘ wird

Elli ist frustriert: sie muss noch einen Kuchen backen für den Basar; ihre Mutter braucht Unterstützung beim Arztbesuch; Bernd hatte sie gebeten, das Auto aus der Werkstatt zu holen; ihre Freundin möchte mit ihr quatschen, weil sie Trost braucht und jetzt will ihr Chef auch noch das Projekt diese Woche vorzeitig abschließen.

„Wie soll ich das alles schaffen? Und wo bleibe eigentlich ich? Wieso konnte ich schon wieder nicht „nein“ sagen“, das sind Ellis Gedanken.

Manchmal fällt es uns schwer, Grenzen zu setzen. Dabei hören wir doch sogar im Flugzeug: Im Notfall erst uns selbst die Maske aufsetzen, dann anderen helfen.

Nur wenn es uns gut geht, können wir für andere da sein. In diesem Beitrag schauen wir darauf, warum es uns manchmal schwerfällt, „nein“ zu anderen und stattdessen „ja“ zu uns zu sagen und wie wir mutig Grenzen setzen können.

Inhalt

Bedeutung von Grenzen

Eine Grenze bedeutet eine unsichtbare Linie, die unseren Raum von anderen abgrenzt. Wir legen damit im übertragenen Sinn den Bereich fest, der uns gehört, unser Schutz- und Wohlfühlbereich. Daher ist es wichtig diese Grenzen zu setzen, damit wir auf uns achtgeben und nicht in Situationen der Überforderungen geraten. So wie es Elli in dem eingangs erwähnten Beispiel passiert ist.

Wir alle haben derartige Grenzen, jedoch verlaufen sie bei jedem und jeder anders und können an verschiedenen Stellen unterschiedlich intensiv strapaziert werden. Der eine liebt den Stress, die andere mag gar keinen Druck. Die eine braucht wenig Schlaf, der andere viel usw.

Wir wahren diese Grenze, indem wir zu anderen auch einmal „nein“ sagen, wenn wir die Bitte eines anderen nicht erfüllen möchten bzw. können oder ein Verhalten ablehnen. Dieses „Nein“ bedeutet ein „ja“ zu etwas anderem, nämlich zu uns und unseren Bedürfnissen. Wir kommen später darauf zurück.

Warum fällt es schwer „Nein“ zu sagen?

„Nein“ ist so ein kurzes kleines Wort und doch wissen wir, dass es sehr wirkungsvoll sein kann, und manchmal fürchten wir diese Wirkung.

  • Angst vor Ablehnung: wir alle wünschen uns Anerkennung und haben Angst, abgelehnt zu werden, wenn wir einer Bitte nicht nachkommen möchten.
  • Vorwurf des Egoismus: Menschen, die „nein“ sagen, werden häufig als egoistisch bezeichnet. Diesem Vorwurf wollen wir uns ungern aussetzen, schließlich ist es in unserer Gesellschaft nicht gern gesehen, wenn man an sich selbst denkt.
  • Helfersyndrom: manche Menschen haben das sogenannte Helfersyndrom. Es fällt ihnen schwer eine Bitte abzulehnen, weil sie gerne andere unterstützen.
  • Angst vor Konflikten: Wir streiten nicht gerne und fürchten durch die Ablehnung einer Bitte, einen Konflikt zu schaffen.
  • Andere sind enttäuscht: Es kann passieren, dass wir andere Menschen enttäuschen, wenn wir ein „nein“ aussprechen.
  • Unfreundlichkeit: Wir möchten nicht unhöflich oder unkooperativ oder gar unwillig erscheinen.

Ein „Nein“ zu anderen ist ein „Ja“ zu uns selbst

Ein „nein“ bedeutet auch immer gleichzeitig ein „ja“ zu etwas anderem.

Beispiel: Ich sage „nein“ zu einem Bonbon, so bedeutet dies ein „ja“ für meine Gesundheit. Ich sage „nein“ zu einem Kinoabend und sage „ja“ zu Entspannungszeit auf dem Sofa. Ich sage „nein“ zu einem Arbeitsauftrag und gleichzeitig „ja“ zu meinem Bedürfnis nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance.

Eine Grenze zu setzen und „nein“ zu sagen kann für andere wie eine Ablehnung aussehen, bedeutet, aber zunächst einmal ein kraftvolles „ja“ für uns selbst. Das kann sehr befreiend sein, wenn Verpflichtungen uns belasten oder unsere Energiereserven am Ende sind oder wir das Verhalten des anderen ablehnen.

Warum ist es wichtig und richtig Grenzen zu setzen?

Grenzen zu setzen bedeutet nicht, andere abzulehnen, unfreundlich oder egoistisch zu sein. Diese Grenzen zu setzen bedeutet für uns Selbstachtung, Selbstfürsorge und Selbstliebe.

Wir sind selbst dafür verantwortlich, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Wir müssen und dürfen selbst auf uns achten. Daher können wir uns selbst an erste Stelle setzen. Das ist nötig, da wir nur begrenzte Ressourcen haben. Irgendwann ist unsere Kraft aufgebraucht. Wir müssen also schonend mit uns und unseren Ressourcen umgehen.

Zudem schaffen Grenzen auch Klarheit. Kein „Rumeiern“, sondern wir können klar sagen, „was Sache“ ist und was wir brauchen. Das wird sich positiv auf unsere Beziehungen auswirken. Wenn es uns gut geht, können wir uns auch um andere kümmern.

Das Setzen von Grenzen bedeutet Selbstschutz und hat eindeutig Vorteile: für unser körperliches Wohlbefinden, für unsere psychische Gesundheit, für unser Selbstbewusstsein und für bessere Beziehungen.

8 Tipps, damit ein starkes 'Nein' zu einem erfüllten 'Ja' wird

Manchmal gehört ein gehörige Portion Mut dazu, anderen gegenüber unsere Grenzen zu setzen und auszusprechen und zu verteidigen. Daher nun 8 Tipps, die uns dabei unterstützen mutig „nein“ zusagen, wenn wir ein „ja“ für uns brauchen.

1. Selbsterkenntnis

Um mutig klare Grenzen setzen zu können, müssen wir unsere Gefühle wahrnehmen und unsere Bedürfnisse kennen. In einer Selbstreflexion können wir uns unserer Werte und Bedürfnisse bewusst werden. Wir müssen unsere Grenzen kennen, um sie verteidigen zu können.

2. Perfektionismus ablegen

Wir sind nicht perfekt und müssen es auch nicht sein. Wir können aus bereits geschilderten Gründen nicht alles perfekt schaffen. Wir sollten den Fokus darauf setzen, was wirklich zu schaffen ist.

3. Prioritäten setzen und Ressourcen im Blick behalten

Wir haben nur begrenzte Ressourcen und dürfen diese in unserem Sinn im Blick behalten. Ein „nein“ zu unnötigen oder für uns unwichtigen Verpflichtungen bedeutet mehr Energie und Zeit für Dinge, die uns wichtiger sind. Mit den Prioritäten halten wir den Fokus auf Wichtiges und können eindeutige Grenzen setzen.

4. Klare Kommunikation

Ein deutliches und wertschätzendes „Nein“ schafft für uns selbst und für unser Gegenüber Klarheit und verhindert fehlerhafte Interpretationen. Nur wenn andere unsere Grenzen kennen, können sie diese auch beachten

5. Konflikte aushalten

Manchmal müssen wir eine unangenehme Diskussion oder gar einen Konflikt riskieren und aushalten.

6. Ich-Aussagen formulieren

Die Angst vor Ablehnung ist vermutlich nicht unbegründet. Wenn wir jedoch sogenannten Ich-Botschaften formulieren und in unseren Aussagen ganz bei unseren Gefühlen und Bedürfnissen bleiben, wird unser Gegenüber das „nein“ besser akzeptieren können, weil er oder sie merkt, dass es nicht gegen sie gerichtet ist.

7. Keine Rechtfertigung nötig

Wenn wir möchten, können wir unser „nein“ erklären, aber wir müssen uns keinesfalls rechtfertigen. Wir stehen zu unserem „nein“ und zu unserer Grenze.

8. Alternativen anbieten

Ein „nein“ bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir grundsätzlich nicht unterstützen möchten. Es kann sein, dass es nur jetzt gerade nicht möglich ist. Wenn es uns wichtig ist, können wir unter Wahrung unserer Grenzen (!) eine Alternative anbieten: „Lass uns für nächsten Monat einen Termin vereinbaren“ oder „für diese Aufgabe kann ich xy empfehlen“ oder einen Kuchen kaufen, statt selbst zu backen.

Fazit

Wir brauchen persönliche Grenzen, denn wir können nur glücklich werden, wenn wir nach unseren Werten leben, zudem sind unsere Ressourcen begrenzt. Wir können uns es erlauben „nein“ zu sagen, denn es bedeutet immer ein „ja“ für etwas anderes, ein „ja“ für uns selbst.

Sie möchten gerne mehr von mir lesen? Schauen Sie auch auf meinem Blog vorbei und tragen Sie sich für weitere Inspirationen in meinen Newsletter ein.

Picture of Ulla Sieburg-Gräff
Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen und in Umbruchphasen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

Schreibe einen Kommentar