Selbstbewusstsein oder selbst.bewusst.sein?

Zwei Freundinnen unterhalten sich. „Mensch, der Berni hat ja ein Selbstbewusstsein – da würde ich mir gerne eine Scheibe von abschneiden“. Die andere antwortet: „Selbstbewusstsein? Wenn du damit meinst, dass er ein großes Ego hat, dann stimme ich Dir zu, aber meinst Du, er ist sich seiner selbst bewusst? So wie der durchs Leben rast, hat er bald einen Burnout.“

Fragezeichen auf dem Gesicht der Freundin, was soll denn diese Wortklauberei bedeuten?

Was bedeutet Selbstbewusstsein im Unterschied zu sich selbst bewusst sein? Im Folgenden wollen wir einen Blick darauf werfen.

Inhalt

Selbstbewusstsein

Beim Selbstbewusstsein geht es um die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, Talente, Stärken und Schwächen. Selbstbewusste Menschen sind sich ihrer  Kompetenzen bewusst und haben ein großes Vertrauen in ihr Können.

Ein hohes Selbstbewusstsein geht in der Regel einher mit einer großen mentalen Stärke, wie zum Beispiel beim Umgang mit Herausforderungen und Krisen.

Ein geringes Selbstbewusstsein ist geprägt von negativem Denken und zumindest in einigen Bereichen ein schwaches Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein nehmen sich selbst an, wie sie sind und können mit Selbstkritik und Selbstzweifeln angemessen umgehen. Sie sind zudem weniger abhängig von der Meinung oder dem Einfluss anderer und können ihre Entscheidungen sicher treffen.

Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Die Abgrenzung der Begriffe ist nicht leicht. Bei meinen Recherchen habe ich unterschiedlichste Ansätze der Definition gefunden. Die Begriffe Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwert, Selbsterkenntnis, Selbstermächtigung etc. hängen zusammen, da sind wir uns sicher einig.

Einige dieser Begriffe werden oft synonym benutzt. Oft ist das gleiche damit gemeint, nur mit einer kleinen Nuance Unterschied.

Selbstvertrauen bedeutet das Vertrauen in die eigenen Stärken und Fähigkeiten und – wichtig! -in die eigene Intuition. Es beruht auf hohem Selbstbewusstsein und bedingt es gleichzeitig. Beides bestimmt das Selbstwertgefühl: schätze ich mich wert und welchen Wert schreibe ich mir selbst zu. Zugleich wird ein Mensch mit hohem Selbstwertgefühl auch ein starkes Selbstbewusstsein und ein großes Selbstvertrauen haben.

Selbst bewusst sein oft auch selbst.bewusst.sein

Unsere wichtigste Beziehung in unserem Leben sollte die Beziehung zu uns selbst sein. Wir kennen uns am längsten und sind ständig mit uns selbst zusammen. Da sollte man doch meinen, dass wir uns richtig gut kennen. Aber – Hand aufs Herz – ist das wirklich so?

Sicherlich kenne ich meine wichtigsten Werte und auch eine ganze Menge meiner Talente und Kompetenzen sind mir bewusst. Und doch: Wie ist das, wenn ich manchmal Blockaden in mir entdecken? Dann werde ich mir bei der Suche nach dem hinderlichen Glaubenssatz meiner selbst bewusst. Es geht also auch um meine innerste Selbstwahrnehmung.

Mich meiner selbst bewusst sein bedeutet aufmerksam und achtsam auf mich zu schauen und mit mir umzugehen. Achtsamkeit lehrt mich auf den Moment zu achten und in ihm gegenwärtig zu sein. 

Das selbst bewusst Werden ist ein Weg der Selbsterkenntnis. Wie sind meine Verhaltens- und Denkmuster? Welche Emotionen bemerke ich in bestimmten Situationen und kann ich sie regulieren? Mit dieser Selbstreflexion werden wir uns bewusst, was uns gerade beschäftigt – positiv wie negativ.

Verbindung zwischen selbst bewusst sein und Selbstbewusstsein

Sich selbst bewusst sein und Selbstbewusstsein können unterschiedlich gedeutet werden, hängen aber selbstverständlich zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.

Wenn ich mir meiner Identität und meiner Werte, meiner inneren Haltung bewusst bin, achtsam mit mir umgehe, gemäß meinen Fähigkeiten und Stärken bewusst handle, dann werde ich ein gesundes Selbstbewusstsein stärken.

Mit einem gesunden Selbstbewusstsein werde ich die bei der Selbst-bewusst-Werdung entdeckten Schwächen leichter (an-)erkennen und achtsam damit umgehen können ohne Selbstzweifel zu viel Raum zu geben.

3 Tipps zur Unterstützung bei der Reise zum selbst bewusst sein und zur Stärkung des Selbstbewusstseins

  1. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit um sich selbst zur reflektieren und über ihre Denk-/Handlungsmuster, Werte und Ziele nachzudenken. Nutzen Sie für diese Selbstreflexion (Siehe auch hier) das liebevolle Selbstgespräch (Hier finden Sie eine Blogbeitrag, der das liebevolles Selbstgespräch thematisiert).
  2. Üben Sie sich in Achtsamkeit, das heißt seien im gegenwärtigen Moment, werden Sie sich Ihrer selbst bewusst und nehmen sie Ihre Gedanken und Gefühle aufmerksam wahr
  3. Akzeptieren Sie sich selbst mit all Ihren Schwächen und Stärken. Blicken Sie wohlwollend auf Ihre Fehler und Erfolge. Selbsterkenntnis ist dabei das Ziel, Selbstzweifel können entkräftet werden

Fazit

Wenn wir noch einmal auf das Gespräch der Freundinnen blicken: Berni hat ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, das heißt, er kennt und vertraut seinen Stärken und Fähigkeiten. Wenn er sich in einer Selbstreflexion seiner selbst bewusst werden würde, könnte er für sich vermutlich Stellschrauben entdecken, die sein Leben erleichtern würden – ohne Hetze und trotzdem selbstbewusst und sich selbst bewusst seinen Weg gehen- wenn das sein Ziel wäre.

Selbstbewusstsein und sich selbst bewusst sein sind zwei wichtige Faktoren auf dem Weg zur Selbsterkenntnis und Selbstentwicklung. Beide Begriffe haben unterschiedliche Bedeutungen und hängen zusammen. Durch das Sich-selbst-bewusst-sein, kann das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein wird es uns leichter fallen achtsam auf uns selbst zu schauen und uns damit unserer selbst bewusst zu werden.  

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Ulla Sieburg-Gräff

Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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