Was ist der Unterschied zwischen Glaubenssatz und Affirmation?

Letzte Woche hatte ich ein interessantes Gespräch, in dem eine Freundin sinngemäß meinte: „Glaubenssatzarbeit? Nein Danke – ich habe genug von Affirmationen.“

Im Kontext Persönlichkeitsentwicklung begegnen uns häufig die beiden Begriffe „Glaubenssätze“ und „Affirmationen“. Sie bedeuten aber nicht das Gleiche. Wir werden in diesem Beitrag genauer darauf schauen, was Glaubenssätze und was Affirmationen sind und wie beide zusammenhängen.

Inhalt

Glaubenssätze und Affirmationen haben einen entscheidenden Einfluss auf unser Leben. Sie wirken auf unsere Gedanken und Gefühle, unser Selbstbild aber auch unsere Haltung und unser Verhalten. Und dennoch unterscheiden sich Glaubenssätze und Affirmationen erheblich.

Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind tief in uns verankerte Überzeugungen, die wir über uns selbst, über unsere Mitmenschen und die Welt ganz allgemein haben. Meist haben wir diese schon sehr lange, oft seit unserer Kindheit. Sie entstanden durch Erfahrungen und Prägungen in der Vergangenheit. Meistens sind wir uns unserer Glaubenssätze gar nicht bewusst; sie wirken auf unbewusster Ebene, d.h. sie beeinflussen uns unbemerkt von unserer bewussten Wahrnehmung.

Unsere Glaubenssätze haben sehr großen Einfluss auf unser Leben, unsere Einstellungen, Entscheidungen und Handlungen. Sie sind auch Grundlage für unsere Art des Denkens, Wahrnehmens und Urteilens. Wir sehen also, Glaubenssätze sind sehr mächtig.

Man unterscheidet positive und negative Glaubenssätze

Positive und negative Glaubenssätze

Positive Glaubenssätze unterstützen uns in unserem Leben. Typische positive Glaubenssätze sind: „Ich kann alles schaffen“ oder „Ich bin ein Glückskind“ oder „Das Leben ist schön“.

Negative Glaubenssätze sind für unser Leben hinderlich, denn sie können zu Selbstzweifeln, Ängsten oder Mutlosigkeit führen. Typische hemmende Glaubenssätze sind: „Ich lern das nie“, „Ich bin nicht gut genug für xy“, „Ich bin zu blöd“, „Der Lack ist ab“ oder „Menschen sind gemein“.

Übrigen ist nicht jeder Glaubenssatz per se positiv oder negativ – entscheidend ist immer: dient er uns im Leben oder hindert er uns.

Beispiel: Der Glaubenssatz „manchmal muss man sich durchbeißen“ kann nützlich und positiv sein, wenn er uns dazu bringt, in schwierigen Situationen nicht vorschnell aufzugeben. Er ist also motivierend. Der Glaubenssatz wird aber dann hinderlich, wenn er dazu führt, dass wir alles als schwierig oder anstrengend ansehen und freudlos aussichtlose oder zerstörerische Kämpfe führen. Dann ist der gleiche Glaubenssatz auf einmal hinderlich.

Grundsätzlich sind positive Glaubenssätze solche, die uns unterstützen und voranbringen. Werden hinderliche Glaubenssätze erkannt, so können diese zum Beispiel in einem Coaching aufgelöst werden und durch neue positive Glaubenssätze ersetzt werden. Lesen Sie auch meinen Blogbeitrag: Was sind Glaubenssätze und wozu sind sie gut?

Was sind Affirmationen?

Affirmationen sind bewusste Aussagen, die wir uns willentlich sagen, um aktiv Gedankenmuster zu verändern. Mit Hilfe der Affirmationen soll unser Unterbewusstsein „mit neuen Überzeugungen programmiert“ werden, indem wir bestimmt positive Sätze mehrfach wiederholen und dadurch ihren Inhalt bzw. Sinn verinnerlichen. Denkmuster (z. B. über Pflicht und Vergnügen) sollen so umgestaltet werden oder die Wahrnehmung von uns selbst (z.B. über unseren Körper) verändern. Mit Hilfe von Affirmationen konzentrieren wir uns auf die positiven Seiten des Lebens oder auf unsere Kompetenzen und Fähigkeiten.

Affirmationen wirken durch die Wiederholung der positiven Sätze; dadurch soll unser Unterbewusstsein positiv beeinflusst werden, damit wir unser Selbstwertgefühl stärken, unser Selbstvertrauen verbessern und vielleicht die Welt optimistischer betrachten.

Affirmationssätze können z.B. sein: „Ich bin erfolgreich“, „ich werde die Prüfung schaffen“, „Ich vertraue meinem Können und werde meine Aufgaben schnell erledigen“, „Was ich zu sagen habe, ist wichtig“.

Werden Affirmationen durch Routinen in den Alltag integriert, können neue positive Glaubenssätze etabliert werden.

Geht es wirklich so einfach? Wir schauen im übernächsten Kapitel genauer darauf.

Was sind die Unterschiede zwischen Glaubenssätzen und Affirmationen?

Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Begriffen Glaubenssatz und Affirmation ist, dass Glaubenssätze unbewusst sind bzw. entstanden sind durch Erfahrung oder Prägung; wohingegen Affirmationen bewusste Aussagen sind, die gezielt eingesetzt werden, um Denkmuster zu erneuern oder neue Überzeugungen zu verinnerlichen.

Affirmationen können helfen, hinderliche Glaubenssätze durch positive Glaubenssätze zu ersetzen.  Affirmationen werden dabei bewusst und fokussiert eingesetzt.

Wie können Affirmationen die Bildung neuer Glaubenssätze unterstützen?

Affirmationen könne wirksam zur Etablierung neuer Glaubenssätze genutzt werden. Die Betonung liegt hierbei auf „können“. Es sind wichtige Voraussetzungen dafür nötig, auf die wir nun schauen wollen.

Da Affirmationen positiv formulierte Sätze sind, lenken sie den Blick auf das Gute und Schöne, weg von Ängsten und Selbstzweifeln. Statt auf vermeintliche Schwächen liegt der Fokus auf unseren Potentialen. Aber schöne und gut formulierte Texte allein reichen nicht. Darum funktioniert es eben nicht, mit Glückskekspoesie das Leben zu verändern.

Was also ist nötig, damit Affirmationen wirken?

Es ist zu beachten, dass die Affirmation kein Kalender- oder Insta-Spruch ist, sondern dass wir selbst uns den entsprechenden Satz aussuchen, ja eigentlich erarbeiten. Das schaffen wir, indem wir in einem Selbstgespräch und in Selbstreflexion (durchaus allein oder mit einem Coach möglich) herausfinden, was bzw. welchen Glaubenssatz wir verändern möchten (zu Selbstreflexion siehe auch meinen Blogbeitrag zum Thema: Selbstreflexion durch liebevolles Selbst-Gespräch).

Affirmationen wirken erfolgsversprechend, wenn sie möglichst positiv und wohlwollend ohne Forderung formuliert sind. Bei der Formulierung einer Affirmation achten wir auf unsere Werte und Bedürfnisse, aber auch auf unsere Möglichkeiten. Ist die Botschaft für uns stimmig? Welche Gefühle löst er aus?

Nur so „gehört der Satz wirklich zu uns“ und nur dann werden wir ihn tatsächlich fühlen können. Das ist von Bedeutung, damit wir wahrhaftig (!) daran glauben, was wir uns sagen.

Wenn wir die Affirmationen nur alltäglich wiederholen, ohne dass wir damit emotional in Resonanz gehen, wird die Wirkung voraussichtlich nicht wie gewünscht sein. Gute, wirksame Affirmationen erzeugen schöne Bilder in unserem Kopf.

Wir brauchen außerdem Geduld. Die Affirmationen sollten fest in den Alltag integriert und oft sichtbar werden. Daher gibt es vielfach die Empfehlung (je nach Affirmation) die Botschaft auf einem Zettel an den Spiegel zu befestigen, um häufig in unser Bewusstsein zu kommen. Routinen helfen.

Die positive Wirkung der Affirmationen kann verstärkt werden bzw. die Etablierung der Botschaft kann unterstützt werden, in dem die Affirmation in Verbindung mit angenehmen Gewohnheiten angewendet werden, zum Beispiel mit Meditationen oder anderen wohltuenden Dingen oder Aktivitäten.

Es braucht also eine starke innere Überzeugung über die Richtigkeit der Affirmation, als auch äußeres Handeln (=Routinen), um diese ganzheitliche Methode zielführend anzuwenden.

Fazit

Glaubenssätze und Affirmationen können zusammenhängen, sind aber grundsätzlich verschiedene Dinge. Affirmationen können unter Berücksichtigung unerlässlicher Voraussetzungen helfen, positive Glaubenssätze zu etablieren.

Jetzt wird uns auch klarer, warum Menschen möglicherweise ablehnend auf das Thema Affirmationen und Glaubenssätze reagiern. Sie haben vermutlich mit Affirmationen nicht die erhoffte Wirkung erzielt. Ein reines „daher-sagen“ von Sätzen, mit denen wir kein Gefühl und vielleicht auch kein starkes Bild verbinden, wird uns nicht zum Ziel führen. 

Affirmationen müssen, damit sie wirkungsvoll sind, unseren Werten, Bedürfnissen, Zielen und Worten entsprechen und wir müssen an die Affirmation wirklich glauben.

Und noch etwas: Es gibt auch andere wirksame Wege, um hinderliche Glaubenssätze aufzulösen und neue Glaubenssätze zu etablieren. Sprechen Sie mich gerne an.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Affirmationen und der Etablierung neuer Glaubenssätze gemacht? Schreiben Sie mir gerne.

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Konflikte lösen möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen und in Umbruchphasen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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