Richtig streiten und Konflikte konstruktiv lösen: 9 Tipps damit das gelingt

Konflikte sind Bestandteil unseres Lebens. Selbst in den besten Beziehungen und in einem harmonischen beruflichen Umfeld können Konflikte auftreten. Sie entstehen, weil Menschen individuell sind und unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse, Werte und Meinungen haben.

Kann man „richtig streiten“ oder sind Konflikte immer negativ?

Konstruktive Streitgespräche können eine tragfähige Lösung für alle bringen und vielleicht lässt sich aus diesem Konflikt auch etwas lernen?

Inhalt

Konflikte sind unvermeidlich; somit ist die Frage nicht, ob wir streiten, sondern wie wir streiten. Damit wir konstruktiv sprechen und den Streit friedvoll beenden und eine nachhaltige einvernehmliche Lösung finden können.

Richtig streiten? Ein paar Gedanken und Anregungen, wie das gelingen kann.

1. Akzeptanz von Konflikten

Der erste Schritt zum richtigen Streiten ist die Akzeptanz, dass Konflikte ein normaler Teil jeder Art von Beziehung sind, sei es im beruflichen, freundschaftlichen, familiären, nachbarschaftliche usw. Kontext.

Konflikte sind selten schön und doch bieten Sie die Chance, Missverständnisse zu klären, Empathie zu erzeugen, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und Klarheit zu erlangen.

Die meisten Streitigkeiten lassen sich glücklicherweise schnell beilegen, für die anderen müssen wir Energie und den Willen auf Lösung aufbringen. Durch Aussitzen erledigen sich manche Konflikte, echte Lösungen mit Entwicklungspotential sind das aber eher nicht (siehe auch mein Blogbeitrag: warum es besser ist bei Streit miteinander zu reden, statt zu schweigen).

2. Zuhören

Hand aufs Herz: bei einem heftigen Streit, wollen wir die Argumente manchmal gar nicht mehr hören, weil wir so genervt sind.

Es lohnt sich aber! Richtiges und damit aktives Zuhören bedeutet, dem bzw. der anderen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es bedeutet auch, sich auf die Inhalte des Gegenübers einzulassen und den Willen, den Standpunkt zu verstehen, wirklich zu verstehen. Nicht nur „ja,ja, immer das gleich, ich weiß, was du meinst“.

Aussprechen lassen. Hin-hören. Was ist wirklich wichtig? Nachfragen.

Ganz wichtig: wir müssen nicht einverstanden sein, aber es sollte unser Anspruch sein, zu verstehen.

3. Respekt und Wertschätzung

Wir alle möchten auch im Streit respektvoll und wertschätzend behandelt werden. Beleidigung, Schuldzuweisungen und verächtliche Aussagen sind tabu. Schließlich erachten wir die Beziehung als wichtig – daran dürfen wir uns immer erinnern.

Auch Belehrungen kommen bei dem Gegenüber nicht gut an, sondern werden eher eine Abwehrhaltung provozieren. Belehrungen wirken eher von oben herab. Besser ist es vielleicht gezielt nach zu fragen, was unser Gegenüber wirklich braucht oder möchte und empathisch darauf einzugehen.

4. Empathie

Zuhören ist wichtig, um die Perspektive der bzw. des anderen sehen zu können und um Empathie entwickeln zu können. Das heißt, wir fühlen uns ein, ohne mitzuleiden oder einverstanden zu sein. Unser Gegenüber fühlt sich von uns verstanden.

5. Emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die der anderen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. In einer Streitsituation sollte es möglich sein, die eigenen Emotionen zu regulieren und empathisch auf die Emotionen der bzw. des anderen einzugehen.

Unsere Gefühle sind wichtig und brauchen Beachtung; es wirkt deeskalierend, wenn wir in Streitigkeiten unsere Emotionen nicht hochkochen lassen. Wir können bewusst darauf achten, unser Gegenüber nicht durch Trigger zu reizen.

6. Trennung von Person, Problem und "Nebenschauplätzen"

Menschen sind nicht das Problem. Das Verhalten von Menschen kann problematisch sein.

Wenn wir richtig streiten, konzentrieren wir uns auf das Problem bzw. das problematische Verhalten, anstatt die andere Person anzugreifen. Wir diskutieren oder zanken uns also auf der Sachebene, nicht auf der Beziehungsebene.

Dazu gehört auch, dass wir bei dem eigentlichen Problem bleiben und nicht über „Nebenschauplätze“ sprechen. Manchmal kann es passieren, dass man das ursprüngliche Thema (unmerklich) verlässt. Vielleicht, weil es unangenehm wird oder ganz einfach der Fokus verloren geht. Es ist meist zielführender verschiedene strittige Punkte getrennt von einander zu besprechen.

7. Klare und ehrliche Kommunikation

Menschen, die in ihren Worten vage bleiben, „herumeiern“ und nicht eindeutige Aussagen treffen, können missverstanden werden, was zu Konflikten führen kann. Daher ist es hilfreich, Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Interessen und Anliegen klar und direkt auszudrücken. Ehrlichkeit und Offenheit unterstützen eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Streitpunkt.

Klare und ehrliche Kommunikation bedeutet, in sogenannten Ich-Botschaften zu sprechen, offen die eigene Meinung zu äußern und klare Worte zu benutzen, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. (siehe auch mein Blogbeitrag zu „12 Tipps für vertrauensvolle Kommunikation“)

8. Pausen einlegen

Die Emotionen kochen hoch, wir drehen sich mit unseren Aussagen im Kreis, der Ton wird lauter:  jetzt kann es hilfreich sein, eine Pause einzulegen. Dies gibt den Beteiligten die Möglichkeit sich zu beruhigen, über das Gesagte nachzudenken und sich auf den Grund des Streits bzw. das Ziel zu fokussieren.

Je nach Eskalationsstufe können wir uns eine Tasse Tee machen, auf dem Balkon Luft schnappen, um den Block laufen, eine Nacht darüber schlafen. Wichtig ist, dass allen klar ist, dass dies kein Gesprächsabbruch ist, der in Schweigen endet, sondern dass der Sinn der Unterbrechung eine Deeskalation ist. Das Gespräch kann dann auf ruhiger und sachlicher Ebene fortgesetzt werden.

Vielleicht ist ein gemeinsamer Spaziergang eine Option? Der Ortswechsel kann auch ein Perspektivwechsel sein. Während der Bewegung kann Stress abgebaut werden.

9. Suche nach Gemeinsamkeiten und einer gemeinsamen Lösung

Es lohnt sich, nicht nur auf das Trennende in einem Streit zu schauen. Denn zu jedem Thema, mit jeder Gesprächspartnerin bzw. jedem Gesprächspartner sind Gemeinsamkeiten zu finden, wenn man sich darauf einlässt. Dadurch erhöht sich die Möglichkeite für ein gutes Gespräch und der Radius potentieller Lösungen.

Manchmal neigen wir dazu, in Konflikten einen Schuldigen ausmachen zu wollen; es soll einen Sieger und einen Schuldigen (=Verlierer) geben. Dieses  Vorgehen wird uns jedoch nicht dauerhaft glücklich machen, denn eine Entwicklung ist kaum möglich.

Zielführender ist es, den Fokus auf die gemeinsame Lösung zu legen. Gefühle und Anliegen aller Beteiligten werden dabei beachtet und der Blick auf eine Lösung gerichtet, die für alle akzeptabel ist, ohne Wettbewerb, ohne Schuldzuweisung.

Fazit

Streit ist nicht angenehm, ist aber manchmal unvermeidlich. Der richtige Umgang damit bewirkt, dass Konflikte eine Chance sein können, zu lernen und zu wachsen. 

Durch Empathie, Wertschätzung, Lösungsorientierung und konstruktive Kommunikation können Beziehungen durch einen gemeinsam beigelegten Streit sogar gestärkt und vertieft werden. Dazu braucht es keine Schuldzuweisungen und keine Verlierer. Bewusste Anstrengungen und der Wille, die Verbindung zu erhalten sind wichtige Punkte.

Richtig streiten – das geht. Erzählen Sie mir gerne von Ihren Erfahrungen.

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Ulla Sieburg-Gräff

*Coachin für alle, die ihre Kommunikation erneuern und ihre Streitigkeiten beenden möchten sowie für Menschen mit schwierigen Entscheidungen und in Umbruchphasen.
*Mediatorin für alle, die ihre Konflikte lösen möchten.

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