In der heutigen schnelllebigen Welt wird unsere Kommunikation zuweilen auf ein Minimum reduziert. In Whatsappnachrichten verzichten wir auf die Anrede und Artikel, auf den Social-Media-Kanälen beschränke wir uns auf das notwendigste, um Aufmerksamkeit zu erlangen und die Leser nicht zu überfordern oder zu langweilen.
Das ist schade, denn Sprache kann sooo viel mehr als nur Kurznachrichten.
Bei achtsamer Sprache geht es natürlich nicht um lange Aufsätze oder Artikel. Es geht darum bewusst, respektvoll und empathisch zu kommunizieren; das passt immer im Alltag und ist besonders nützlich in Konfliktsituationen. Was genau ist achtsame Sprache und wie können wir sie besonders in Konfliktsituationen nutzen?
Inhalt
1. Achtsamkeit
Beginnen wir mit dem Begriff der Achtsamkeit. Achtsamkeit hat ihren Ursprung im Buddhismus. Achtsamkeit ist die „Kunst“, im gegenwärtigen Moment bewusst und aufmerksam zu leben. Große und vor allem kleine Dinge werden wahrgenommen ebenso wie unsere Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen. Genau das, was gerade ist. Achtsamkeit bedeutet völlig im Moment zu sein, ohne dabei zu urteilen. Es darf sein, was gerade ist.
Indem wir unsere Gedanken und Gefühle ohne Bewertung beobachten können wir ein tieferes Verständnis für uns selbst und unsere Umgebung entwickeln.
Achtsamkeit kann auch dank Meditationstechniken, Atembeobachtungen und Körperwahrnehmungen Ruhe fördern, Stress reduzieren, innere Klarheit unterstützen und so das allgemeine Wohlbefinden verbessern; sie kann uns Harmonie und Zufriedenheit verschaffen.
2. Achtsame Kommunikation
Achtsame Kommunikation bedeutet, sich der eigenen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse bewusst zu sein und diese klar und empathisch zu kommunizieren.
Die achtsame Kommunikation umfasst die dabei die gesamte Interaktion zwischen Gesprächspartnern und schließt sowohl das Sprechen, als auch das Zuhören mit ein. Sie betont die Wichtigkeit, präsent zu sein, aktiv zuzuhören und empathisch zu reagieren. Achtsame Kommunikation beinhaltet nicht nur die Wahl der Worte, sondern auch die Art und Weise, wie wir auf andere reagieren und wie wir die Gesamtdynamik des Gesprächs gestalten.
Sie fördert ein respektvolles und verständnisvolles Miteinander, indem sie aktives Zuhören, Empathie und eine gewaltfreie Ausdrucksweise betont. Achtsame Kommunikation bedient sich folgerichtig einer achtsamen Sprache.
3. Achtsame Sprache
Im Kern geht es bei achtsamer Sprache darum, unsere Worte bewusst und mit Bedacht zu wählen. Wir sind im gegenwärtigen Moment und sind uns der Auswirkungen unserer Worte auf uns selbst und andere bewusst.
Dies beginnt mit einer achtsamen Wahrnehmung unserer eigenen Gedanken und Gefühle und der Frage, was will ich mit meiner Aussage bezwecken? Welchen Inhalt bzw. welche Absicht möchte ich mit meinen Worten transportieren. Mit achtsamer Sprache können wir es schaffen, dass unser Gesprächspartner bzw. unsere Gesprächspartnerin tatsächlich mit einbezogen wird. Wir sprechen gemeinsam nicht gegeneinander.
Der wichtigste Punkt ist zudem die Lösung, nicht das Problem, seine Entstehung oder gar eine Schuldfrage.
Worte haben Macht. Sie schaffen Verbindung oder können sie genauso zerstören. Achtsame Sprache ist sich dieser Macht bewusst und nutzt sie verantwortungsvoll.
Achtsamkeit ist eine Lebenseinstellung. Gleiches gilt für die achtsame Sprache.
4. Grundprinzipien für achtsame Sprache
4.1. Selbstmitgefühl
Wir richten unseren wohlwollenden Blick nach innen. Achtsame Sprache hat ihren Ursprung bei uns selbst, indem wir freundlich, wohlwollend, wertschätzend und verständnisvoll mit uns selbst umgehen.
Statt zu sagen „ich habe versagt“ können wir wertschätzend und achtsam sagen: „Ich habe mein Bestes gegeben, ich kann es noch nicht, ich darf daraus lernen“. Oder „In diesem Moment wusste ich es nicht besser“.
4.2. Wertschätzung und Empathie
Wir versuchen uns in die Perspektive des anderen einzudenken und einzufühlen und somit unser Gegenüber (besser) zu verstehen. Jeder verdient gleichermaßen unsere Wertschätzung. Das Verhalten eines Menschen ist zu kritisieren, nicht der Mensch selbst.
In der achtsamen Sprache spielt Empathie eine zentrale Rolle. Wir bemühen uns, die Gefühle und Bedürfnisse unseres Gesprächspartners zu erkennen und darauf einzugehen. Dies schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit.
4.3. Bewusste Wortwahl
Achtsame Sprache erfordert, dass wir unsere Worte mit Bedacht und bewusst wählen. Wir müssen uns über den Kontext und die mögliche Wirkung im Klaren sein. Nuancen in der Wortwahl machen einen entscheidenden Unterschied: Statt zu sagen: „Die Idee ist doch blöd“ könnten wir sagen: „ich kann diese Idee noch nicht nachvollziehen, bitte erkläre mir ….“ .
Achtsame Sprache ist dabei klar und präzise. Wir drücken uns so aus, dass unser Gegenüber uns leicht verstehen kann. Dies reduziert Missverständnisse und vermeidet unnötige Konflikte.
4.4. Konstruktive Kritik
Achtsame Sprache bedeutet auch, Kritik so zu formulieren, dass sie konstruktiv und hilfreich ist. Statt destruktive oder verurteilende Worte zu verwenden, konzentrieren uns auf konkrete Beobachtungen und nützliche Verbesserungsvorschläge. Zum Beispiel: „Ich habe bemerkt, dass… Wie wäre es, wenn wir…“ statt „Das ist falsch.“
5. Wie hilft achtsame Sprache in Konfliktgesprächen?
5.1. Deeskalation
Achtsame Sprache trägt dazu bei, die Intensität eines Streitgesprächs zu reduzieren. Durch bewusst gewählte Worte, einen ruhigen Tonfall und respektvolle Ausdrucksweise wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass sich die Situation weiter aufheizt.
- Ruhiger Tonfall: wir verwenden eine sanfte, beruhigende Stimme. Anstatt laut oder scharf zu sprechen, bleiben wir ruhig und fokussiert.
- Neutrale Formulierungen: wir verzichten auf eskalierende Begriffe und nutzen stattdessen neutrale, sachliche Sprache. Zum Beispiel: „Ich habe bemerkt, dass…“ statt „Du machst immer…“.
5.2. Verständnis
Achtsame Sprache fördert das Verständnis zwischen den Beteiligten, indem sie dazu beiträgt, klare und präzise Botschaften zu vermitteln. Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und die eigentlichen Anliegen und Bedürfnisse klar zu kommunizieren.
- Klare Aussagen: wir formulieren leicht verständliche Sätze mit präzisen Aussagen. Zum Beispiel: „Ich gerate unter Druck, wenn Deadlines nicht eingehalten werden“ statt „Du hältst nie Deadlines ein“.
- Konkrete Beispiele: Wir beziehen uns in unseren Aussagen auf konkrete Situationen, um Missdeutungen zu vermeiden. Zum Beispiel: „Gestern wurde die Präsentation nicht rechtzeitig fertiggestellt, nachfolgende Arbeiten verzögern sich und ich gerate unter Druck.“
5.3. Blick auf die Lösung
Durch achtsame Sprache wird der Fokus auf das eigentliche Thema bzw. die Lösung gelenkt, anstatt auf Urteile, persönliche Angriffe oder Vorwürfe. Auch führt die Frage nach der Schuld selten zu einem Ziel. Am besten wird gemeinsam nach Lösungen gesucht, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
- Lösungsorientierte Formulierungen: Statt Schuldzuweisungen zu machen, richten wir auch unsere Sprache auf mögliche Lösungen. Zum Beispiel: „Wie können wir sicherstellen, dass die Deadlines in Zukunft eingehalten werden?“ oder „Was können wir vereinbaren, dass es für alle passt?“
- Konstruktive Vorschläge: Machen Sie konkrete Vorschläge zur Lösung. Zum Beispiel: „Vielleicht könnten wir wöchentliche Check-ins einführen, um den Fortschritt zu überwachen, was meint Ihr“ oder „Bitte halte dich an die vereinbarte Uhrzeit, damit wir entspannt starten können“.
5.4. Stärkung der Beziehung
Achtsame Sprache trägt dazu bei, die Beziehung zwischen den Konfliktparteien zu stärken, indem sie Respekt und Wertschätzung ausdrückt. Selbst in Konfliktsituationen kann dies das Vertrauen und die Zusammenarbeit fördern.
- Anerkennung und Wertschätzung: Wir drücken unsere Wertschätzung für die Bemühungen und Perspektiven unserer Gesprächspartner aus. Zum Beispiel: „Ich schätze es, dass du dir die Zeit nimmst, dies mit mir zu besprechen.“
- Respektvolle Sprache: Abwertende oder verletzende Worte sind nicht geeignet und führen nicht zum Ziel. Wir wählen stattdessen respektvolle Ausdrücke. Zum Beispiel: „Ich respektiere deine Sichtweise und möchte verstehen, warum du das denkst“.
6. Praktische Tipps für achtsame Sprache in Konfliktgesprächen
6.1. Durchatmen und Pause machen
Bevor wir impulsiv auf eine (provokative) Aussage reagieren, nehmen wir uns einen Moment Zeit, um tief durchzuatmen. Wir nehmen drei tiefe Atemzüge, bevor wir antworten. Dies beruhigt das Nervensystem und hilft, unsere Gedanken zu ordnen, die Situation bewusst wahrzunehmen und eine unbedachte bzw. ungeeignete Reaktion zu vermeiden. Das hilft uns, achtsam zu sprechen.
Wenn das Gespräch intensiv wird, schlagen wir eine kurze Pause vor. Zum Beispiel können wir sagen: „Lass uns einen Moment Pause machen, um unsere Gedanken zu sammeln.“ Dies bedeutet nicht, in Schweigen zu verfallen oder das Gespräch abzubrechen. Das Gespräch wird lediglich unterbrochen, um mit neuer Kraft und frischem Geist weiterzumachen.
6.2. Ich-Botschaften
In unseren Aussagen verwenden wir am besten sog. Ich-Botschaften. Wir sprechen also von unseren eigenen Eindrücken, Erfahrungen und Gefühlen, anstatt Vorwürfe zu machen oder den anderen anzugreifen. Dies vermeidet Schuldzuweisungen und öffnet den Raum für gegenseitiges Verständnis.
Wir formulieren unsere Aussagen so, dass sie unsere eigenen Emotionen und Bedürfnisse reflektieren. Zum Beispiel: Statt „Du nervst mich…“ könnten wir sagen „Ich bin beunruhigt, wenn ich sehe….“ Oder „ich bin enttäuscht, weil ich etwas anderes erwartet hatte“.
Wir konzentrieren uns in unseren Aussagen auf das, was wir fühlen, brauchen oder wünschen, anstatt den anderen für das zu kritisieren, was er oder sie (vermeintlich) falsch gemacht hat.
6.3. Aktives Zuhören
Durch aktives Zuhören zeigen wir unserem Gegenüber, dass er oder sie unsere volle Aufmerksamkeit hat. Dies stärkt das Gefühl von Wertschätzung und Respekt.
Durch Nicken, Augenkontakt und zustimmende Äußerungen zeigen wir, dass wir zuhören und auch hin-hören.
Wir können das Gehörte in eigenen Worten wiederholen, um sicherzustellen, dass wir alles richtig verstanden haben. Zum Beispiel: „Wenn ich dich richtig verstehe, sagst du…“
6.4. Empathie
Wir versuchen, uns in die Lage unseres Gegenübers zu versetzen und dessen Gefühle und Bedürfnisse nachzuvollziehen.
Empathisch zu sein bedeutet, dass wir die Emotionen des anderen ernst nehmen. Wir fragen nach, um besser zu verstehen: „Kannst du mir mehr darüber erzählen, wie du dich fühlst?“ Wir müssen mit der Sichtweise des bzw. der anderen nicht einverstanden sein, aber wir können versuchen zu verstehen.
6.5. Klarheit
Am besten verwenden wir klare, einfache Sätze, um unsere Punkte zu vermitteln. Zum Beispiel: „Ich brauche Unterstützung bei diesem Projekt“ statt „Du könntest ja auch mal helfen“. Ein vermeintlich achtsames Drumherum-Gerede wird nicht zum Ziel führen.
Wir konzentrieren uns auf das aktuelle Thema und vermeiden es, alte Konflikte wieder aufzurollen.
6.6. Wertschätzung
Wir verhalten und äußern uns unseren Gesprächspartnern gegenüber stets wertschätzend und respektvoll; das unterstützt eine positive Gesprächsatmosphäre und stärkt die Beziehung.
Wir sind offen für die Argumente der bzw. des anderen und respektieren deren Ansichten.
Zum Beispiel danken wir unserem Gegenüber für das Gespräch und die Bereitschaft, den Konflikt zu klären. Zum Beispiel: „Danke, dass du dir die Zeit nimmst, das mit mir zu besprechen.“
7. Fazit
Achtsame Sprache fördert respektvolle und empathische Kommunikation, besonders in Konfliktsituationen.
In unserer schnelllebigen Welt neigen wir oft dazu, Kommunikation auf das Nötigste zu reduzieren, was zu Missverständnissen und Konflikten führen kann.
Achtsamkeit, ursprünglich aus dem Buddhismus, lehrt uns, den gegenwärtigen Moment ohne Urteil wahrzunehmen. Achtsame Kommunikation bedeutet, bewusst und klar zu sprechen und zuzuhören, was Vertrauen und Zusammenarbeit stärkt.
Die Prinzipien der achtsamen Sprache – Selbstmitgefühl, Wertschätzung, bewusste Wortwahl und konstruktive Kritik – tragen dazu bei, Konflikte zu deeskalieren, Verständnis zu fördern und gemeinsame Lösungen zu finden. Praktische Tipps wie das Nutzen von Ich-Botschaften, aktives Zuhören und klare, einfache Sprache unterstützen diesen Ansatz. Achtsame Sprache hilft nicht nur, Konflikte zu lösen, sondern auch Beziehungen zu stärken und eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
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